Heydalur - Isarfjördur - Pingeyri (ca. 240 km)
Während unseres Frühstücks beobachten wir einen kleinen Polarfuchs, der neugierig die Autos vor dem Haus beschnüffelt. Frühzeitig machen wir uns dann auf den Weg uns sind froh, diese Unterkunft hinter uns zu lassen.
Auf dem Weg nach Isafjördur kommen wir an einem kleinen Parkplatz vorbei, der uns sehr erstaunt. Auf dem dortigen Tisch steht eine Box in der ein kleines Gästebuch liegt, selbstgemachte Marmelade zum Verkauf anbietet und welche vier Ferngläser zum Beobachten der Robben hier anbietet. Es wird einfach vorausgesetzt, dass man nach dem Beobachten der Tiere hier die Gläser wieder zurücklegt, damit der nächste auch in den Genuss kommt. Bei uns in Deutschland wäre dies undenkbar. Wir nutzen das Angebot und sehen uns die Tiere aus der Nähe an. Dank meines Stativs lassen sich die Robben auch in großer Entfernung mit ausreichend Zoom ganz gut ablichten.
Die Straße schlängelt sich die einzelnen Arme der Westfjorde entlang und auch ohne Karte hat man hier keine Möglichkeit sich zu verfahren. Es gibt nur diese eine Straße, die einen auf jeden Fall ans Ziel bringt. Die Berge um uns herum erstrahlen in der Sonne in allen möglichen, bunten Farben, denn der Herbst hat hier langsam aber sicher Einzug gefunden. Die wenigen Autos, die uns unterwegs begegnen, stören den Eindruck der Idylle und Einsamkeit keinesfalls und man kann auch während der Fahrt die Seele baumeln lassen.
In Isarfjördur angekommen, stellen wir unser Auto zentrumsnah ab und erkunden die Stadt zu Fuß. In der kleinen Fußgängerzone fällt uns sofort ein Oldtimer ins Auge, der Werbung für die hiesige Bäckerei macht. Wir besuchen die selbige und besorgen uns einige Leckereien, die wir auf einer Bank unweit der Bäckerei im strahlenden Sonnenschein genießen.
Danach flanieren wir ein wenig durch den Stadtkern, sehen dabei ein Fischer Denkmal, das Rathaus und auch die wieder recht futuristische Kirche. Die Häuser hier sind alle unterschiedlich bunt angestrichen. Wenn es hier schlecht Wetter ist und die trüben Wolken alles in ein diffuses Grau tauchen sind diese Farbtupfer definitiv kein Fehler.
Von Isarfjördur fahren wir weiter nordwärts, bis am Ende der Straße der Ort Bolungarvik liegt. Diese 200 Einwohner zählende Gemeinde wirbt mit einem eigenen Hotel, einer Gaststätte und einem Vereinsheim. Dass alles zusammen in einem Gebäude untergebracht ist, stellt man erst später fest. Hauptattraktion ist die Möglichkeit einen kompletten Tag mit den örtlichen Fischern auf dem Meer zu verbringen.
Auf dem Weg zurück besuchen wir ein Fischerei Museum, welches die Arbeitsschritte und die Lebensgewohnheiten der Fischer im 19. Jahrhundert in einem kleinen Schau Dorf zeigt. Am Eingang sieht man gleich ein paar Walknochen, die wirklich richtig groß sind. Hier kann man auch ein kleines Stück bergauf gehen und bei klarer Sicht kann man von hier aus Grönland sehen, welches nur ca. 350 Kilometer entfernt liegt.
Auf dem Weg nach Pingeyri, unserem heutigen Nächtigungsort, fahren wir durch einen 6 Kilometer langen Tunnel, in dessen Inneren sich sogar mal Straßen kreuzen. Vertrauenserweckend ist auch die Verkehrsführung. Einen einspurigen Tunnel mit ein paar Haltebuchten zum Ausweichen habe ich noch nicht gesehen, aber bei dem hiesigen Verkehrsaufkommen von bis zu 100 Autos am Tag stellt das kein Problem dar.
Die Westfjorde sind ein wirklich abgelegenes Stück Erde und man fragt sich teilweise schon, wie die Menschen hier ihr Geld verdienen oder auch ihr Glück in der Liebe finden. Die Orte liegen Kilometer weit auseinander und die größeren haben um die 200 Einwohner (bis auf Isafjördur) Wir haben auch Orte gesehen, in denen laut Reiseführer 5 - 10 Personen leben. Ein wenig Einsamkeit im Urlaub ist ja sehr schön, aber dauerhaft hier zu leben können wir uns nicht vorstellen.
In den Abendstunden erreichen wir Pingeyri am Fjord Dyrafjördur und checken ein. Wir sind mal wieder die einzigen Gäste und das Hotel schließt für diese Saison auch nach uns. Nach einem gemütlichen Mahl im Zimmer beschließe ich, noch ein wenig den Ort zu erkunden. Auf der Straße begegnet mir dabei niemand und ich sehe nur ein Auto aus der Ferne. Am kleinen Hafen fange ich noch ein wenig die Abendstimmung ein und gehe dann wieder zurück. Ein wenig mulmig ist einem schon zu mute, wenn draußen der Wind heult, der Regen gegen das Fenster prasselt und man sich wie in einer Geisterstadt vorkommt.