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Island - eisig heiße Schönheit

Egilstadir - Dettifoss - Selfoss - Vulkan Krafla - Solfataren Namafjall (ca. 280 km)

Heute stehen wir schon etwas früher auf, denn der heutige Tag ist gespickt mit Sehenswürdigkeiten. Das Frühstück zu zweit ist recht angenehm und es ist faszinierend, wieviel Aufwand von seiten der Betreiber nur für uns zwei betrieben wird.

Entlang der Ringstraße fahren wir wieder durch einsame Wildnis und müssen heute auch ein wenig in höhere Regionen ( bis auf 1200 Meter). Je höher man kommt um so mehr wird einem bewusst, dass man sich doch recht weit im Norden befindet. Ab ca. 900 Metern Höhe wird die Umgebung langsam weiß und zwischenzeitlich fällt etwas Schnee. Am Straßenrand sind immer wieder Schilder angebracht, die vor den hier lebenden Rentieren warnen, die unvermittelt auf der Straße auftauchen können. Aber so angestrengt wir auch die Umgebung während der Fahrt beobachten, wir bekommen kein einziges zu sehen.

Nach der Überfahrt über die Berge zweigen wir von der Ringstraße ab und fahren die nächsten 20 Kilometer über eine Stein und Sandpiste, die uns zum Wasserfall Dettifoss bringen soll. Ein kleines Schild linkerhand leitet uns dann zu einem kleinen Parkplatz. Wir steigen aus und ziehen vorsichtshalber mal die Regenkleidung an, man weiß ja nie.

Ein paar Stufen hinunter und schon steht man vor der tiefen Schlucht Jökulsargljufur, durch die sich ein Fluss wälzt. Das Tosen des Dettifoss ist schon zu hören und man sieht auch schon die Gischtwolken hochsteigen, aber den Wasserfall selbst bekommt man noch nicht zu sehen.

Ein kleines Stück weiter kann man den gewaltigen Wasserfall aber dann in voller Pracht sehen. Der größte Wasserfall Islands ist an die 100 Meter breit und gut 45 Meter hoch. Pro Sekunde stürzen hier durchschnittlich 193 m³ herunter, aber zu dieser Jahreszeit sind es mindestens doppelt so viel, wenn nicht noch mehr. Zugleich ist er auch Europas lautester Wasserfall, was man auch mit Fug und Recht behaupten kann.

Einen Kilometer weiter fluss aufwärts liegt der Selfoss, welchen wir später noch besuchen werden.

An den Wasserfällen gibt es keinerlei Absperrungen und so kann man bis an die äußerste Kante gehen um die brachiale Gewalt in Augenschein zu nehmen. Man könnte hier stundenlang stehen und den Wassermassen zusehen, wie sie in die Tiefe stürzen.

Den Weg zum Selfoss darf man sich in abenteuerlicher Art und Weise selber durch ein Geröllfeld suchen, wobei der Weg mit einzelnen Stangen zumindest etwas vorgegeben ist. Für den einen Kilometer braucht man aber schon gut mal fast 30 Minuten, da es über Stock und Stein geht und man den einen oder anderen Felsbrocken schier erklimmen muss. Vorbei an einer kleinen Ausbuchtung mit tief schwarzem Sand kommt man dann an den Wasserfall, der sich zwar nur ca. 10 Meter in die Tiefe stürzt, aber mehrere hundert Meter breit ist. Ein recht beeindruckender Anblick, wobei man sich hier wirklich frägt, woher die Wassermassen kommen, die nur einen Kilometer weiter den Dettifoss hinabstürzen. Wir verweilen ein wenig und machen uns dann bei einsetzendem Regen wieder auf den Rückweg.

Mit dem Auto fahren wir ein kurzes Stück und sehen uns noch den Wasserfall Hagrilsfoss vom Rand der Schlucht an.

Über die Piste geht es zurück zur Ringstraße und weiter auf den Weg ins Gebiet Myvatn. Knapp 20 Kilometer vor dem See biegen wir rechts ab zum Vulkan Krafla. In diesem Geothermalgebiet wird viel Erdwärme gewonnen und so fahren wir auch an einem Kraftwerk vorbei, dass seine Wärme aus dem Vulkan bezieht. Man kann mit dem Auto fast direkt zum Kraterrand fahren und muss nur noch ein kurzes Stück laufen. Vom Rand des Kraters hat man einen schönen Blick auf den innenliegenden Kratersee und die umliegende Bergwelt. Wir wollen ein wenig um den Krater herum gehen, stellen aber schnell fest, dass es ein recht unmögliches Unterfangen ist. Der Boden ist sehr feucht und mit jedem Schritt wird man knapp einen Zentimeter größer, dafür aber auch fast ein Kilo schwerer. Die Vulkanasche klebt an den Schuhsohlen und ist fast nicht weg zu bekommen. Da es am Parkplatz etwas Schnee gibt können wir unsere Schuhe zumindest notdürftig reinigen.

Kurz nach dem Vulkan, ein kleines Stück die Ringstraße entlang befindet sich dann linker halb das Gebiet der Solfataren Namafjall. Diese Mondlandschaft ist durchsetzt mit Kratern, kleinen Schlammtöpfen die vor sich hin brodeln und Kegeln aus denen zischend siedend heißer Dampf steigt. Ein Geruch zwischen faulen Eiern und undefinierbarem Gestank liegt hier in der Luft und nimmt einem teilweise den Atem. Wir wandeln durch diese Landschaft und fotografieren aus allen Lagen. Die Sonne, die durch die Wolkendecke bricht, taucht die Gegend hier in ein ganz besonderes Licht. Wir nehmen den nahegelegenen Berg, an dem immer wieder Dampf- und Rauchwolken aufsteigen, in Angriff und wollen bis zur Spitze klettern, aber der nasse Boden und der recht steile Weg lassen uns dann doch wieder umkehren. Das Verletzungsrisiko ist uns einfach zu groß. Vorbei an den zischenden Gesteinskegeln, in deren heißem Dampf man sich auch Essen zubereiten kann (zumindest sind hier Reste von Reis zu finden) gehen wir zurück zum Auto und stellen fest, dass über zwei Stunden vergangen sind, was einem hier wirklich nicht auffällt.

Vorbei an einem See, der mit dem Warnhinweis: "Nicht Baden! Wasser hat über 60 Grad!" versehen ist, fahren wir zum See Myvatn, dem Mückensee. Im Sommer gibt es Milliarden von Stech- und Kriebelmücken, die aber zum Glück schon wieder fast weg sind. Das Panorama hier ist atemberaubend. Hier und da sind erkaltete Lavaströme zu sehen, Vulkankegel und Pseudokrater umgeben den See oder bilden kleine Inseln in ihm und die Sonne, die vom nun strahlend blauen Himmel scheint, spiegelt sich im See. Kurz nach dem See erreichen wir unser Hotel in Narfastadir.

Beim Check In stellen wir fest, dass man am Abend ein isländisches Buffet anbietet, zu einem recht angenehmen Preis und wir beschließen doch mal wieder im Restaurant zu Essen. Es gibt alles Erdenkliche und so kommen wir auch mal in den Genuss, frischen Lachs und Lammfleisch zu kosten.

Am späten Abend können wir für kurze Zeit auch wieder Nordlichter sehen, die einen auch die frostigen Temperaturen um den Gefrierpunkt schnell vergessen lassen.

Kontakt unter stefan-franke@reiseberichte-und-fotografie.de