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Peru - Inti Raimi

Von Puno am Titicacasee über Sillustani nach Chivay

Um 8 Uhr trafen wir uns gemütlich zum Frühstücken und besprachen unseren Tagesablauf. Als Überraschung sollten wir heute einen Zwischenstopp bei einer Bauernfamilie einlegen und danach weiterfahren zu den Grabtürmen von Sillustani. Danach geht es weiter übers Hochland und über unseren höchsten Punkt der Reise, einen Pass von 4910 Metern Höhe, nach Chivay, unserem Ausgangspunkt für die Exkursion zum Colca Canyon um Kondore zu beobachten.

Bei schönstem Sonnenschein verließen wir Puno und erhaschten noch einen letzten Blick auf den See um kurz darauf wieder im kargen Hochland unterwegs zu sein. Nach knapp 45 Minuten Fahrt hielten wir an einem kleinen Hof an. Ein kleines Lehmhaus mit einer Lehmumrandung als Zaun war unser Ziel. Von der anderen Seite der Strasse sahen wir einen alten Mann zu uns herüber eilen. Es war der Besitzer dieses kleinen Hofs. Im Inneren erwartete uns bereits seine Frau mit ihrem kleinen Kind. Voller Stolz zeigte er uns dann seinen Wohnraum, der aus einem Zimmer mit einer Strohmatte als Bett bestand. In einer Ecke hing ein Webrahmen und mit stolzgeschwellter Brust posierte er vor seinen Auszeichnungen, die an der Wand hingen. Man merkte ihm an, dass er mit seinem Hab und Gut vollkommen zufrieden war. Auf die Frage hin, ob er nicht lieber in der Stadt in einer größeren Wohnung wohnen leben wollen würde, antwortete er nur: Warum? Ich habe hier alles was ich brauche. Meine Tiere und meine Familie. Was soll ich in der Stadt? Die Haupteinnahmequelle der Menschen hier ist die Alpakazucht. Auf dem kargen Boden hier wachsen nur Kartoffeln, die für den Eigengebrauch angebaut werden. Abwechslung beim Essen ist da eher Fehlanzeige.

Nach diesem interessanten Einblick in das Leben der Hochlandbevölkerung ging es weiter nach Sillustani. Über eine Schotterpiste erreichten wir die eigentümlichen Steinsteelen. Nach einer kurzen Wanderung bergauf standen wir dann vor einem dieser Türme. Nach obenhin verbreiterten sie sich und sie waren komplett glatt geschliffen auf der Außenseite. Diese Türme wurden bereits vor der Inkazeit von den Bewohnern gebaut und die Inkas übernahmen und perfektionierten diese Art des Begräbnisses. Leider fand man keinerlei Hinweise auf Grabbeigaben etc. da Grabräuber hier volle Arbeit geleistet haben. Über eine Fläche von vielleicht 2 Quadratkilometer verteilt sieht man mindesten 20 dieser Türme in den Himmel ragen. Teilweise sehr gut erhalten, teilweise in sich zusammengebrochen. Der Ausblick von hier oben war fantastisch.

Im Hintergrund sah man verschiedene Berge aufragen und gleich an diese Bergflanke schloss ein See an, der sich weiter verzweigte. So ein Panorama ist immer wieder faszinierend. Wir hatten dann noch etwas Zeit um uns hier auf eigene Faust umzusehen, bis wir dann wieder in den Bus einstiegen und uns auf unsere lange, 6 Stunden dauernde Fahrt nach Chivay machten. Unterwegs konnten wir verschiedene Vegetationszonen bestaunen, von Bäumen über kleines Gestrüpp bis hin zu Moosen und Flechten, die auf knapp 4500 Metern wachsen. Als uns aber unser Reiseleiter darauf hinwies, das wir demnächst einen Stopp einlegen würden um Flamingos zu beobachten, schenkte ihm keiner Glauben. Aber kurz darauf hielten wir an und sahen einen kleinen See vor uns liegen. Und was war am Ufer des Sees zu sehen? Flamingos in ihrer typischen Rosafärbung. Und das auf 4500 Metern Höhe. So hoch fliegen bei uns nicht mal die Vögel.

Auf der weiteren Fahrt konnten wir immer wieder verschiedene Lama und Alpakaherden beobachten und sahen auch kurz einmal Vikunjas. Diese wildlebende Alpakaart ist sehr scheu. Schon zu Inkazeiten war die Wolle dieser Tiere sehr begehrt und nur dem Herrscher vorbehalten. Nachdem diese Tiere kurz vor der Ausrottung standen wurde vom peruanischen Parlament ein Gesetz verabschiedet, das diese Tiere unter Schutz stellte. Die Tiere durften nur noch gefangen werden um sie zu scheren. Die Wolle dieser Tiere ist die feinste weltweit und wirft pro Tier nur knapp 20 Gramm ab. 100 Gramm dieser Wolle werden mit bis zu 200 $ gehandelt. Man kann sich vorstellen, wie sehr auf diese Tiere jetzt geachtet wird.

Wir machten einen kleinen Zwischenstopp in einer Raststätte mitten im Nirgendwo. Hier pfiff der Wind mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit übers Land, was aber täglich der Fall ist.

Für die Menschen hier nichts neues, für uns etwas gewöhnungsbedürftig. Mützen etc. musste man festhalten, ansonsten wären diese hoffnungslos verloren gewesen. Im weiteren Verlauf der Fahrt überquerten wir dann noch einen Pass mit 4910 Metern Höhe, der allerdings komplett im Nebel lag und deshalb auch nicht wirklich sehenswert war. Von da an ging es dann stetig bergab und wir erreichten Chivay auf einer Höhe von 3650 Metern über dem Meer. Das Wetter hier war sonnig, aber dennoch kühl. Hier ist eigentlich nichts geboten und das Dorf ist nur ein Ausgangspunkt für Fahren in den Colca Canyon. Wir besuchten den örtlichen Markt und am Abend ließen wir dann eine höchsttouristische Animation in unserem Restaurant über uns ergehen. Es wurden verschiedene kulturelle Tänze und Riten vorgeführt. Das schlimmste daran waren die ganzen Touris, die nach vorne drängen um das ganze zu filmen, egal ob jemand anderes noch was sehen konnte oder nicht. Klingt böse, aber diese hatten meistens ein Alter von über 55 Jahren. Bitte nicht falsch verstehen, ich gebe nur meine Eindrücke weiter.

Morgen geht es wieder früher raus, da wir schon gegen 7 losfahren. Um zum Aussichtspunkt des Colca Canyons zu kommen fahren wir ca. 1,5 Stunden über reine Schotterwege, welche ja eine ungemeine Geschwindigkeit zulassen

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