Hart, härter, unser Bett... So in etwa kann man die Beschaffenheit der Matratzen am besten beschreiben. Wie viel erholsamen Schlaf wir diese Nacht hatten, lässt sich auch ganz gut davon ableiten. Aber nach einer Katzenwäsche sieht das alles schon wieder besser aus. Beim Frühstück können wir dann aus vollen Zügen die verschiedensten Früchte genießen und uns für die Fahrt zu den schwimmenden Märkten stärken.
Schnell noch alles zusammenpacken und dann sind wir schon wieder auf dem Weg zu unserem Boot. Wir tuckern die Seitenarme des Mekong entlang, bis wir wieder auf den Hauptstrom treffen. Den schwimmenden Markt erkennt man schon von weitem, da er aus vielen großen Booten besteht, die alle ihre Produkte feilbieten. Aus der Ferne sieht man schon die dargebotenen Waren an langen Bambusstangen gen Himmel ragen. Die kleineren Boote der verschiedenen Bauern und Händler runden das geschäftige Treiben ab. Wir kurven zwischen den schwimmenden Ständen herum und lassen die Eindrücke auf uns wirken. Wie überall im Land herrscht rege Betriebsamkeit und keiner kommt wirklich zur Ruhe. Und die kleinen Boote mit ihren Außenbordmotoren tragen das ihrige dazu bei, dass man das Gewusel auch hört.
Unweit des Marktes legen wir am Ufer an und steuern auf eine kleine, unscheinbare Hütte zu. An der Straße werden Reiscracker mit Sesamsamen verkauft. In der Hütte haben wir die Möglichkeit, bei der Produktion von Reispapier zuzusehen. Diese eintönige Arbeit wird von zwei Arbeiterinnen ausgeführt. Eine sitzt vor einem großen Topf, in dem Wasser kocht und über den ein Leintuch gespannt ist. Darauf wird die wässrige Reisstärkemasse dünn aufgetragen. Diese wird durch das 12-stündige Einweichen von Reis gewonnen. Durch den Wasserdampf gart die aufgestrichene Reismasse dann innerhalb von 30 Sekunden komplett durch. Danach werden die Reisfladen auf Bastmatten gelegt und in der Sonne getrocknet.
Ein Stück weiter können wir ein paar zierlichen Vietnamesinnen beim Herstellen der leckeren Kokosbonbons zusehen. Die zähe, zuckrige Kokosmasse wird zu langen, dünnen Schnüren geknetet und dann in kleine Stücke geschnitten. Anschließend verpacken die Mädels jedes einzelne Bonbon von Hand in hauchdünnes Reispapier. Eine Wahnsinnsarbeit für einen recht kargen Lohn. Aber zumindest ein Päckchen dieser Bonbons findet den Weg in meinen Rucksack.
Letzte Station dieser Leckereien-Tour ist ein kleiner Hof, in dem Puffreis hergestellt wird. Dazu erhitzt ein Arbeiter in einem großen Kessel eine Menge Sand. Nach einiger Zeit wird dem Sand Kokosfett beigemischt und weiter eingeheizt. Wenn der Sand die optimale Temperatur erreicht hat, wird der Reis hinzugefügt. Nach kurzem Rühren poppt die ganze Masse innerhalb von ein paar Sekunden zu Puffreis auf. Mit einem Sieb wird der Reis von Sand und Spelz getrennt und gleich weiterverarbeitet zu gesüßtem Puffreis oder zu Barren mit Nüssen, Beeren etc. Natürlich darf ein kleiner Verkaufsstand nicht fehlen, aber wir widerstehen der Versuchung.
Nach diesen leckeren Eindrücken und bepackt mit mehreren frischen Süßwaren, besteigen wir unseren Bus und machen uns auf den Weg zur in dieser Region sehr berühmten Schlangenfarm. Hier werden alle möglichen Giftschlangen gehalten und auch gemolken, um die wichtigen Gegenmittel gegen Schlangenbisse zu erhalten. Angegliedert ist auch eine Klinik, die auf die Behandlung von Schlangenbissopfern spezialisiert ist. Hier schauen wir uns zuerst eine Dokumentation der Farm an, die auch ein paar anschauliche Beispiele der Opfer von Schlangenattacken/Schlangenbissen enthält. So ein Biss ist wirklich kein Spaß. Gleich nach Ende des Films gehen wir zum Restaurant und fragen nach, ob es möglich wäre, Schlange zu essen. Keine zwei Minuten später hält der Koch ein Exemplar in die Luft und wir haben uns entschieden: Die soll es sein. Im Anschluss können wir uns frei im Gelände bewegen und uns den angegliederten Zoo ansehen. Wobei "Zoo" doch etwas übertrieben ist. Die armen Tiere hausen in engen Käfigen, die keinerlei Schutz vor der stechenden Sonne bieten und auch keine Möglichkeit, um sich irgendwie zu beschäftigen. Die Affen, Enten, Bären etc. vegetieren vor sich hin und sehen auch ziemlich heruntergekommen aus. Warum eine Schlangenfarm einen eigenen Zoo haben muss, bleibt uns schleierhaft.
Zurück im Restaurant werden wir schon von den leckeren Düften aus der Küche umweht. Als Einstimmung stehen auf unserem Tisch zwei Gläser, die zum einen Schlangenblut und zum anderen die Galle des Tiers enthalten. Na Danke! Aber in Vietnam werden diese beiden Flüssigkeiten zum Erhalt der Potenz gerne getrunken. Ich denke, es wird in Zukunft auch ohne klappen. Aber da kommt auch schon der Koch um die Ecke und als ersten Gang bekommen wir Schlangenhackfleisch serviert. Lecker gewürzt schmeckt es ganz gut, aber nicht außergewöhnlich. Der zweite Gang besteht aus einer Suppe, in der die restliche Schlange komplett verarbeitet wurde. Kleine Fleischstücke wechseln sich mit Stückchen der Leber und größeren Hautstücken ab. Das Fleisch schmeckt recht neutral und die Haut ist einfach nur gummig. Also nicht wirklich ein wahrer Genuss. Aber versuchen wollten wir es und jetzt sind wir eine Erfahrung reicher. Der Nachtisch ist dann doch recht bizarr: Es werden frittierte Schlangenknochen gereicht. Schmecken nach nichts, aber sind recht kross gebraten und werden ähnlich wie Chips nebenzu geknabbert.
Auf dem Rückweg nach Saigon halten wir noch an der Vinh Trang Pagode, in der als besonderes Wahrzeichen ein riesiger, weißer Buddha im Tempelvorhof steht. Bei brütender Hitze schlendern wir durch den sonnigen Garten und Vorhof und bestaunen das Bauwerk. Aber wir sind auch froh, als wir nach 15 Minuten wieder in den klimatisierten Bus dürfen. Kurz vor der Stadtgrenze halten wir nochmals an und bestaunen in einem Wassergraben hunderte von Lotusblüten. Zu dieser Jahreszeit sind sie recht selten, da sie eigentlich schon verblüht sind.
Am Abend unternehmen wir zum Abschied noch eine kleine Hafenrundfahrt, die sich eher als Touri Nepp herausstellt. Die Fahrt ist kostenlos, aber man muss an Bord etwas Essen, was einem zu sehr teuren Preisen angeboten wird. Auf der Rechnung erscheint dann auch noch ein Extraposten, mit dem man die kostenlose Fahrt dann doch wieder irgendwie verrechnet. Die Fahrt an sich ist recht schön und man kann einen schönen Blick auf die beleuchtete Skyline Saigons werfen. Leider haben wir während unseres Aufenthalts in Saigon keine Zeit gehabt, die berühmten Tunnel von Cu Chi zu besuchen. Wieder ein Grund mehr, eventuell nochmals zurück zu kommen.