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Vietnam und Kambodscha

Besuch von Angkor Thom, dem Palast der Winde, der Elefantenterasse und von Ta Prohm

Jetzt geht´s los! Jetzt geht´s los!

Unser Bus steht schon zur Abfahrt bereit und ich fiebere schon den Tempeln entgegen. Auf Angkor hab ich mich schon die ganze Reise gefreut und endlich ist der Moment da.

Am Eingang des Areals werden wir zuerst fotografiert und dann bekommen wir die Eintrittsausweise für die nächsten drei Tage. Mit diesen dürfen wir ungehindert auf das Gelände und auch noch ein paar Stätten außerhalb von Siem Reap betreten.

Es ist zwar erst halb 10, aber es ist schon einiges los hier. Die Zeiten, zu denen man die Tempel in Ruhe besichtigen konnte, sind schon lange vorbei. Man kann nur den Massen aus dem Weg gehen, indem man eine alternative Route einschlägt, die einem schlechtere Lichtverhältnisse beschert. Aber da immer mehr Reisende auf diese Idee kommen, ist man auch hier definitiv nicht alleine unterwegs. Egal, ein Erlebnis wird es auf jeden Fall.

Erster Stopp ist das Südtor von Angkor Thom. Die Brücke über den Fluss ist auf beiden Seiten mit großen Dämonenfiguren versehen, die an einem Seil ziehen. Diese Figuren entspringen der Schöpfungsgeschichte des Khmervolkes. Hinter der Brücke ragt das Südtor auf, das von einem großen steinernen Kopf gekrönt wird, von dem je ein Gesicht in alle vier Himmelsrichtungen zeigt. Diese Gesichter symbolisieren wiederum einen Gott, der über allem wacht. Auf der Rückseite des Tors werden große Elefantenköpfe sichtbar, deren Rüssel bis auf den Boden reichen. Wahnsinn, wie gut diese Figuren und Gebäude erhalten sind!

Kurz hinterhalb des Tors betreten wir den Bayon, den Haupttempel Angkor Thoms. Über einen großen Eingangsbereich erreicht man als erstes das große Relief, das über das tägliche Leben der Menschen hier berichtet. An diversen Stelen sind Apsarah Tänzerinnen abgebildet. Hier fällt gleich auf, dass diese ungemein filigran gefertigt wurden und dass jede eine andere Körperhaltung aufweist. Wir umrunden den Tempel zur Hälfte und machen uns dann an den Aufstieg zur Spitze. Überall ragen kleine Türme mit dem vierseitigen Gesicht eines Gottes in den Himmel. Insgesamt gibt es über 50 Gesichter in dieser Anlage. Wir schießen Fotos wie verrückt und immer neue Perspektiven tun sich auf. An einer Ecke stehen ein paar junge Frauen, die sich in Gewänder der Apsarah Tänzerinnen gehüllt haben und warten auf die Touristen, um für etwas Geld zu posieren. Im Nu vergeht hier eine Stunde und wir treffen uns am Ausgang des Tempels.

Durch das Nordtor gehen wir hinaus und begeben uns zur Buddhastatue "Prea Ngok", einer von vier Buddhastatuen aus dem 14. Jahrhundert, die den Tempel umgeben. Hier erfahren wir einige Details über die praktizierten Zeremonien und das alltägliche Leben der Khmer.

Vorbei am "Baphon", einer Sonnenterrasse, die zu zeremoniellen Zwecken genutzt wurde, gehen wir zum königlichen Palast, dem "Palast der Winde". Er ist extrem steil gebaut und die Stufen sind sehr schmal gehalten. Deshalb ist auch an der Südseite eine hölzerne Treppe angebracht, damit man gefahrlos in die Höhe steigen kann. Von oben hat man einen wunderschönen Blick auf den umliegenden Dschungel und man kann auch anhand der alten Stufen die Steilheit ermessen. Diese Stufen erklommen in der Vergangenheit die Priester und Dienerinnen zu besonderen Anlässen.

Vorbei an langen, steinernen Mauern und an Souvenirhändlern, die uns selbstgebastelte Flöten oder Reiseführer für Angkor andrehen wollen, bewegen wir uns in Richtung der Elefantenterrasse. Diese erstreckt sich über eine Länge von gut 500 Metern und hat ihren Namen durch die Reliefdarstellungen von verschiedenen Elefantengruppen erhalten. Laut Überlieferungen sollen hier auch regelmäßig Prozessionen mit diesen Tieren abgehalten worden sein. Links und rechts der Terrasse sind wieder große Elefantenköpfe angebracht, deren Rüssel bis auf den Boden reichen. Rechterhand ist ein kleines Areal, das sich durch reich verzierte Wände und ungemein detailreich abgebildete Apsarah-Tänzerinnen auszeichnet. Wir gehen durch die verschlungenen Gänge und werden nur von einer großen Schlammpfütze aufgehalten. Da ist kein Durchkommen und uns bleibt nur der Rückweg offen. Oberhalb dieser Apsarah Abbildungen stehen zwei Steinfiguren, wovon eine im ganzen Land als der "Leprakönig" bekannt ist. Laut einer Sage stellt die verstümmelte Statue einen König des Khmervolkes dar, der trotz einer Lepraerkrankung die Geschicke des Landes weiterleitete. Die wahre Erklärung für diese Figur hört sich einfach wesentlich langweiliger an, weshalb auch die Sage weiter in der Bevölkerung kursiert. Der eigentliche Grund für die verunstaltete Figur ist ein Krieg gegen Vietnam, während dessen Verlauf die Statue von einer Granate getroffen wurde und deshalb verschiedene Gliedmaßen nicht mehr vollständig vorhanden sind.

Jetzt ist erstmal ein wenig Stärkung angesagt und wir kehren in ein kleines Restaurant, gleich neben dem großen Wasserbassin, das Angkor Wat umgibt, ein. Hier verweilen wir für eine gute Stunde und gönnen uns einen frischen Fruchtsalat sowie frische Kokosnussmilch. Gleich nach dem Essen müssen wir uns wieder die Souvenierhändler in Gestalt kleiner Kinder oder Kriegsversehrter vom Leib halten.

Im Anschluss fahren wir zu den wohl berühmtesten Tempeln der gesamten Anlage: "Ta Prohm". Bekannt wurden diese Tempel durch den Film "Tomb Raider", der teilweise in den Ruinen gedreht wurde. "Ta Prohm" ist der einzige Komplex, der noch im Originalzustand erhalten ist. Alle anderen Tempel wurden von den Würgefeigen und anderen Bäumen befreit. Hier aber wuchern die Urwaldriesen mit ihren massigen Wurzeln noch ungestört unter, über und durch die Tempel und Mauern. In jeder Ecke liegen große, von Moos bewachsene Steinhaufen eingestürzter Gebäude.

Die Magie dieses Ortes nimmt einen sofort gefangen und lässt sich auch nicht von den anderen anwesenden Touristen stören. Über eine Stunde schlendern wir durch die verschiedenen Innenhöfe und Pfade und stehen immer wieder staunend vor den großen Bäumen und Wurzeln. Man kann sich leicht vorstellen, wie es den Forschern der damaligen Zeit zumute gewesen sein muss, als sie auf dieses Areal gestoßen sind.

Die vorletzte Anlage für heute heißt "Ta Keo", ein recht ansehnlicher Tempelberg gleich neben dem Tempelbezirk "Angkor Thom". Auch diese Anlage können wir besteigen und es ist wieder ein Erlebnis, die steilen Stufen zu erklimmen. Im oberen Bereich ist ein kleiner Altar aufgebaut, an dessen Buddhastatue einheimische und fremdländische Buddhisten ihre Aufwartung machen. Der süße Duft der Räucherstäbchen schlägt einem sofort entgegen.

Als letzten Anlaufpunkt haben wir heute die Bebäudegruppe "Banteay Kdei" auf dem Programm. Diese besticht durch eine wunderschöne Frontansicht. Ein kleiner Wasserlauf vor den aufragenden Gebäuden spiegelt die Skyline exakt wieder. Wir klettern durch die einzelnen Gebäude und lassen die Natur auf uns wirken. Diese Anlage ist leider etwas schlechter erhalten, aber sie strahlt trotzdem eine Faszination aus, der man sich nicht entziehen kann.

Relativ fertig kommen wir am Hotel an und erfrischen uns mit einer kalten Dusche. Nach einer Ruhepause von knapp einer Stunde gehen wir gemeinsam ins Zentrum Siem Reaps. Wir wählen das Restaurant "Temple" und setzen uns in den ersten Stock. Hier wird allabendlich eine kostenlose Tanzaufführung mit den Apsarah Tempeltänzen sowie weiteren bäuerlichen Tänzen abgehalten. Die Tische füllen sich recht schnell und um 20 Uhr geht es dann auch schon lautstark los. Faszinierend, wie beweglich die Tänzerinnen und Tänzer sind. Zwischendurch lassen wir uns unser Essen schmecken, welches wirklich erstklassig ist. Am Treppenaufgang entdecken wir einen Hinweis, dass hier auch Kochkurse abgehalten werden. Wir melden uns gleich mal an, da das ein schöner Abschluss der Reise wäre. Und am letzten Tag haben wir eh kein Programm mehr, bis zum abendlichen Abflug.

Nach dem Essen schlendern wir noch durch die Pup Street, an welcher alle möglichen Restaurants und Bar liegen. Um ein Wasserbassin stehen und sitzen viele Touristen und lachen lautstark. Schnell wird uns klar warum. Hier kann man die weitverbreitete Fischmassage ausprobieren. Im Bassin sind hunderte, kleine Putzerfische und sobald man die Füße ins Wasser steckt, kommen sie daher und knabbern einem die abgestorbenen Hautzellen ab. Mal schaun, vielleicht tue ich mir das auch noch an.

Den Angkor-Nachtmarkt wollen wir noch kurz besuchen und werden auch recht schnell fündig. Hier kann man alle möglichen Souvenirs kaufen, aber mit einem normalen Markt hat das nichts mehr zu tun. T-Shirts, Schuhe, Bilder, Kleider etc. werden zu Hauf angeboten, wobei doch einige Stände geschlossen sind. Wir kommen mit einer der Händlerinnen ins Gespräch und erfahren, dass durch die Wirtschaftskrise die Touristen ausbleiben und teilweise Einbußen bis hin zu 50 Prozent zu verschmerzen sind. Das ist natürlich ein großes Problem, da meist ganze Familienclans an so einem Geschäft hängen.

Fertig von diesem anstrengenden Tag laufen wir zu unserem Hotel uns sinken zufrieden und mit vielen Eindrücken ins Bett.

Kontakt unter stefan-franke@reiseberichte-und-fotografie.de