Als Entschädigung für die entgangene Fahrt mit dem Speedboot über den Tonle Sap See unternehmen wir heute eine kleine Rundfahrt zu einem der schwimmenden Dörfer. Über Lehmpisten und vorbei an vielen Wasserbüffeln erreichen wir einen kleinen Anlegesteg. In der Trockenzeit könnte man noch einige Kilometer weiter fahren, aber aktuell ist die ganze Gegend überschwemmt. Wir entern unser Boot und schon die Steuerung ist sehr abenteuerlich. Hier wurde ein normales Autolenkrad mit Seilzügen kombiniert, die das Boot steuern. Mit einem beherzten Griff an die Seile könnte auch ich das Boot von meinem Sitz aus steuern. Aber schon geht es los und wir düsen an vielen Bäumen vorbei, die noch im Wasser stehen. Die Fahrrinne ist mit blauen Fähnchen markiert und alle 500 Meter ragt eine kambodschanische Flagge aus dem Wasser heraus.
Nach gut 20 Minuten erreichen wir die ersten Gebäude des schwimmenden Dorfes. Rechts von uns steht die schwimmende Kirche und kurz darauf erblicken wir die Schule. Die Kinder haben gerade Pause und alle stürmen aus dem Klassenzimmer und winken uns zu. Zu beiden Seiten säumen nun die einfachen, schwimmenden Behausungen unseren weiteren Weg. Wir fahren dabei auch an seltsamen Gebäuden vorbei, wie einem schwimmenden Garten und der absolute Kracher ist ein schwimmender Schweinestall. Dann verlassen wir das Dorf und fahren weiter, bis wir den eigentlichen See erreichen, auf dem das Dorf normalerweise treibt. Seine Ausmaße während der Regenzeit sind bis zu 6-mal größer als zu normalen Zeiten. Die schwimmenden Städte ziehen dabei komplett mit dem Wasser. In der Regenzeit verlassen die Menschen und ihre Behausungen den See und verlagern das Dorf bis zu sieben Kilometer ins Landesinnere. Bei beginnender Trockenzeit zieht sich das Wasser zurück und die Menschen wandern mit dem Wasser wieder zurück auf den See.
Auf dem Rückweg halten wir kurz an einer Insel und besuchen dort einen Tempel. Dieses Fleckchen Land wurde bisher immer vom Wasser verschont. Ein Fischer ist gerade dabei, sein Boot mit Teer abzudichten und ein Barbier schneidet einer Frau die Haare. Es scheint, als würde die Zeit still stehen. Auf unserem Rückweg kommen wir nochmals an der Schule vorbei und wieder werden wir lautstark begrüßt. Bei unserer anschließenden Rückfahrt mit dem Bus begegnen wir einigen schwer beladenen Mopeds und lassen unseren Fahrer anhalten. Was wir zu sehen bekommen ist unglaublich: Da werden drei ausgewachsene Schweine lebend auf einem Moped zum Markt transportiert! Die Schweine schreien kläglich und werden nur kurz mit Wasser besprüht, damit sie die restliche Fahrt überstehen. Ein unbeschreibliches Bild für einen Europäer, der schon mal was von Tierschutz gehört hat.
Gegen Mittag sind wir wieder zurück und haben den Rest des Tages zur freien Verfügung. Nachdem der Angkor-Pass heute noch gilt, nehmen wir uns ein Tuk Tuk und fahren zusammen mit Ulla und Eduard (zwei unserer Reisegruppenmitglieder) nochmals zu den Ruinen. Wir steuern erneut "Ta Prohm" an, um nochmals in die mystische Welt einzutauchen. Unserem Fahrer geben wir Bescheid, dass er uns auf der anderen Seite abholen soll und wir hoffen, dass er das dann auch so macht. Wieder schießen wir unzählige Fotos und sind sofort gefangen genommen von den Urwaldriesen. Ohne Probleme treffen wir auf der anderen Seite unseren Fahrer wieder und steuern, am "Bayon" vorbei, den Tempel "Baksei Chau Krong" an. Hier erwarten uns die steilsten Treppen in ganz Angkor, die wir aber natürlich erklimmen wollen. Trotz der beachtlichen Höhe erkennt man in der näheren Umgebung nur Urwald, die anderen Ruinen bleiben dahinter verborgen.
Die Zeit vergeht wie im Flug und wir wollen uns den laut Reiseführer "schönsten Sonnenuntergang in Angkor" zu Gemüte führen. Hierzu muss man den "Phnom Bakeng" besteigen, oder (wenn man faul ist) kann man sich auch von einem Elefanten den Berg hinauftragen lassen. Wir wählen den etwas beschwerlicheren Weg zu Fuß, da uns 20 Dollar für 3 Minuten Elefantenreiten einfach zu teuer sind. Auf der Spitze des Berges trohnt eine Tempelruine mit einer großen Plattform. Da wir erst kurz vor Sonnenuntergang ankommen, ist diese schon reichlich bevölkert. An die 500 Personen drängen sich dort oben, wie schön war doch der Sonnenuntergang gestern. Von hier oben kann man aber zumindest einen Blick auf Angkor Wat werfen, das von der rötlichen Sonne angestrahlt wird. Bei lautem Hintergrundgeräusch verschwindet die Sonne am Horizont, von Romantik keine Spur. Sobald sie weg ist, machen sich alle gleichzeitig auf den Weg nach unten. Jetzt fällt auch erst auf, wie viele dort raufgeklettert sind, die wirklich schlecht zu Fuß sind. Die Menschenmassen strömen dem Ausgang entgegen und am Ende des Berges treffen wir auf eine weitere Masse Menschen: die Tuk Tuk - Fahrer. In diesem Durcheinander versuchen wir unseren Fahrer in der Dunkelheit zu finden. Interessant, dass die Kambodschaner bei Nacht alle gleich aussehen. Deshalb findet unser Fahrer auch uns und nicht anders herum.
Zum Abschluss des Abends machen wir nochmals das Kneipenviertel unsicher und landen in einem kleinen, beschaulichen Restaurant, wo wir es uns bei Bier zu 50 Cent und Cocktails zu 3 Dollar gemütlich machen. Langsam wird uns bewusst, dass wir unseren letzten Abend genießen dürfen. Morgen um diese Zeit sind wir schon auf dem Weg zum Flughafen. Nach dieser Erkenntnis wird gleich noch mal ein Cocktail bestellt, um die negativen Schwingungen zu ertränken.
Unseren letzten Tag lassen wir ruhig beginnen und schlafen erstmal etwas aus. Um 10 Uhr steht unser gebuchter Kochkurs auf dem Programm. Pünktlich treffen wir ein und stellen fest, dass ein englisches Pärchen bereits am Kochen ist und wir drei die anderen Teilnehmer des Kurses sind. Das scheint recht entspannt zu werden. Gleich werden wir von unserer kleinen Köchin in Empfang genommen und sofort mit einer orangen Schürze sowie einem orangen Kochhut ausgestattet. Jeder darf sich jeweils eine Vorspeise, ein Hauptgericht sowie eine Nachspeise aussuchen, die er nachkochen möchte, und schon geht es los. Da werden Karotten geraspelt, Taro (ein einheimisches Wurzelgemüse) geschnitten, Hähnchen zu Hackfleisch verarbeitet. Schnell sind die ersten Frühlingsröllchen fertig gerollt und im gleichen Atemzug köchelt auf der Flamme im Wok der Kürbis für die Nachspeise. Alles in allem kochen wir zwei Stunden, um am Ende vor einem reich gedeckten Tisch zu sitzen. Das Einzige was uns fehlt, ist der Hunger. Aber wir probieren alles und nehmen den Rest als Verpflegung für den Abend mit.
Bevor wir zusammen mit unserer Köchin auf den Markt gehen und uns die heimischen Früchte und Gewürze erklären lassen, bekommen wir noch die gekochten Rezepte sowie ein T-Shirt des Kochkurses.
Auf dem Markt decken wir uns gleich mal mit Gewürzmischungen ein, um zu Hause den Urlaub noch etwas nachwirken zu lassen. Darunter befindet sich auch eine Mischung für das berühmte Khmer Amok, eine Abart des Curry.
Dem touristischen Markt schenken wir auch noch unsere Aufmerksamkeit und lassen uns noch richtig verwöhnen. Eine Fußmassage soll es sein und danach noch eine Reflexzonenmassage. Dank der langen Fingernägel meiner Masseuse kann ich mich noch länger an dieses Erlebnis erinnern. Auf dem Rückweg kommen wir wieder an einem Bassin mit Putzerfischen vorbei und ich lasse mir heute die Gelegenheit nicht nehmen. Ich setze mich an den Rand und stecke meine Füße ins Wasser. In null Komma nichts schwimmen die kleinen Kerle daher und fangen an, meine Füße abzunagen. Kein unangenehmes Gefühl, aber stellenweise kitzelt es abartig. Ich lasse mich hier 30 Minuten "durchkauen" und gemeinsam gehen wir dann mit "frisch geputzten" Füßen Richtung Hotel.
Hier harren wir die letzte Stunde aus, machen uns noch mal frisch und essen unsere Reste vom Kochkurs. Um 19 Uhr werden wir abgeholt und an den Flughafen von Siem Reap gefahren. Dort erfahren wir, dass wir auf eine andere Maschine umgebucht wurden und eine Stunde später los fliegen. Im Endeffekt ist das egal, da wir, wie auch schon beim Hinflug, sowieso in Seoul sechs Stunden Aufenthalt haben.
Kurz vor 24 Uhr besteigen wir unseren Flieger und müssen dieses schöne Land hinter uns lassen.
Gegen 5 Uhr Ortszeit landen wir in Seoul und sind schon etwas geschlaucht. Die restliche Zeit bis zum Weiterflug hängen wir in der Asiana Lounge herum und schlafen teilweise mehr schlecht als recht. Als dann endlich unser Flug losgeht, sind wir alle froh. Der Rückflug verläuft genauso problemlos wie der Hinflug und wir kommen pünktlich in Frankfurt an. Noch 3 Stunden Zugfahrt und dann sind wir wieder zu Hause.
In den zurückliegenden vier Wochen durften wir zwei wunderschöne Länder kennenlernen. Überall sind uns freundliche Menschen begegnet, man wollte mit uns zwar Geld verdienen, aber wir kamen uns nie übers Ohr gehauen oder abgezockt vor. Das Essen war erstklassig und wird zu Hause bestimmt vermisst. Wir werden diesen Urlaub in guter Erinnerung behalten und sind einem weiteren Besuch nicht abgeneigt.