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Vietnam und Kambodscha

Die Hauptstadt Hanoi

Was für eine erholsame Nacht… Zeitumstellung und die trotz Klimaanlage ungewohnte Hitze haben uns eine etwas erschöpfende Nacht beschert. Und pünktlich ab 5 Uhr in der Früh geht es auch im Hotel rund. Hier wird geklappert und gehämmert, dort schreit das Personal, Vietnam hat uns endgültig willkommen geheißen.

Das erste Frühstück in der Ferne gestaltet sich gleich mal sehr interessant. Neben einer kleinen Auswahl an einheimischen Obstsorten wie Sternfrucht und Drachenfrucht gibt es auch gebratenen Reis, frittierte Nudeln mit Fleisch und verschiedene Sorten von gedämpftem oder gekochtem Gemüse. Ein paar kleine Gebäckstücke liegen auch noch rum und werden gleich mal probiert. Der Kaffee ist nicht schlecht, nur muss ich mich (als eingefleischter „Kaffee mit Milch, ohne Zucker“-Trinker) an die hiesige Kondensmilch noch gewöhnen, die ist nämlich extrem süß. Bei der netten Bedienung können wir gleich auch noch ein Omelette bestellen. Der Speisesaal befindet sich im obersten Stockwerk und wir haben eine schöne Aussicht auf die naheliegende Umgebung. Das Hotel liegt in einer Nebenstraße, keine 2 Minuten vom Zentrum Hanois und dem Hoan-Kiem-See entfernt.

Unser erster Anlaufpunkt heute ist das Ho-Chi-Minh Mausoleum, in dem das aufgebahrte, ehemalige Staatsoberhaupt zu sehen ist. Uns bleibt dies aber verwehrt, da es sich momentan zu kosmetischen Zwecken im Ausland befindet. Jedes Jahr ist dieses Mausoleum für ca. einen Monat geschlossen, um „Onkel Ho“ wieder herzurichten. Aber auch von außen ist das Mausoleum mit seinem großen, vorgelagerten Platz und der obligatorischen Fahne Vietnams sehenswert. Im Hintergrund sind einige Vietnamesen mit den typischen Reishüten mit irgendwelchen Gärtnerarbeiten beschäftigt. Bis auf zwei drei weitere Gruppen ist es hier relativ ruhig und lässt uns darauf hoffen, dass es auch weiterhin zu keinen Massenaufläufen kommt.

Von hier ist es ein kleiner Sprung zum Präsidentenareal. Am Eingang müssen wir eine Sicherheitskontrolle (ähnlich der des Flughafens) passieren, bevor wir ins Innere der Anlage dürfen. Als Erstes sieht man den Präsidentenpalast, in dem immer wieder Staatsgäste empfangen werden. Nach dem Eingang links kann man das Wohnhaus und die verschiedenen Autos von Ho Chi Minh sehen, für Oldtimer Liebhaber ein Augenschmaus. Vorbei an einem kleinen Teich und vielen verschiedenen Gewächsen wie Granatapfel- und Pomelobäumen kommt man zum seinem Arbeitshaus, das man auch betreten darf. Hier ist schon etwas mehr los, als vor dem Mausoleum. Was auffällt ist, dass viele französische Touristen unterwegs sind. Die ehemalige Kolonialmacht kann es einfach nicht lassen.

Wir verlassen das Gelände und gehen hinter dem Mausoleum zur Ein-Pfahl-Pagode. Die heute sichtbare Ein-Pfahl-Pagode ist nur ein Nachbau des über 1000 Jahre alten Originals, das ursprünglich aus Holz bestand. Hier treffen wir auch die ersten vietnamesischen Händler an, die gleich ihr Verkaufstalent an uns versuchen. Aber noch sind wir standhaft.

Am Straßenrand werden wir schon von unserem Kleinbus erwartet und wir machen uns auf den Weg zum Literaturtempel. Dieser Tempel wurde zu Ehren Konfuzius gebaut. Der Eingangsbereich ist ein eindrucksvolles Tor, durch das man in ein gartenähnliches Areal kommt. Durch ein weiteres Tor gelangt man in den Bereich der Schildkrötenstelen. Die Schildkröte stellt ein Symbol der Weisheit dar und auf den Stelen wurden die Namen aller Literaturdoktoranten zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert verewigt. Im nachfolgenden Bereich ist dann ein Schrein für Konfuzius sowie ein kleines Museum mit Bildern und Ausstellungsgegenständen der letzten 100 Jahre zu bewundern.

Nach diesem ereignisreichen Vormittag müssen wir uns erstmal etwas stärken. Unser nächstes Ziel ist eine Garküche unweit des Museums der Minderheiten, welches wir im Anschluss besichtigen werden. Schnell rein und zwei Tische besetzen, denn viel mehr Platz ist hier nicht. Die Auswahl ist überschaubar. Entweder Nudelsuppe mit oder ohne Fleisch (Pho). Dazu noch Cola oder Bier aus der Dose. Übersichtlich, aber ausreichend. Die Portion, die wir serviert bekommen, ist mehr als reichlich, aber das Fleisch ist sehr gewöhnungsbedürftig. Ungefähr die Hälfte besteht nur aus Haut, Schwarte etc. Der Rest ist genießbar. Was soll´s, dann muss eben aussortiert werden. Ungewohnt ist noch das Essen der Suppe mit Stäbchen und Löffel, aber darauf ist man ja schon vorbereitet gewesen. Zum Abschluss noch ein Gläschen Tee und weiter geht´s.

Für das Museum der Minderheiten haben wir knapp 2 Stunden Zeit. Das Museum besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil befindet sich innerhalb des Gebäudes und zeigt allerlei Gegenstände aus dem Alltag der über 45 verschiedenen Völkergruppen, die in Vietnam zu Hause sind. Es werden verschiedene Gebräuche erklärt, Spielzeuge, Waffen, landwirtschaftliche Utensilien und Kleidung ausgestellt. Der für uns interessantere Teil ist im angrenzenden Freiareal zu sehen. Hier sind viele verschiedene Häuser, im jeweiligen Baustil der ethnischen Minderheit, aufgebaut. Von kleinen, schon fast europäisch anmutenden Häuschen bis hin zu Langhäusern mit knapp 30 Metern Länge und nur einem Raum ist hier alles zu sehen. Die Zeit hier ist doch recht schnell vergangen und schon sind wir wieder auf dem Weg zurück in die Stadtmitte.

Nun steht der Besuch des Jade-Berg-Tempels im Hoan-Kiem-See auf dem Programm. Auf diese kleine Insel kommt man über die „Brücke der aufgehenden Sonne“. Diese wird gerade mit bunten Lichtern für ein Fest nächste Woche geschmückt. An diesem zentralen Punkt ist recht viel los, wobei sich Touristen und Einheimische die Waage halten. Die Pagode ist sehr bunt und mit vielen verschiedenen Buddhafiguren versehen. Es herrscht ein buntes Treiben: Auf dem Vorplatz sitzen mehrere ältere Vietnamesen und spielen ein Brettspiel, nebenan opfert eine Vietnamesin Papiergeld.

Mit diesen Eindrücken starten wir wohl zum aufregendsten Teil heute: eine Rikschafahrt durch den Berufsverkehr Hanois. Der Verkehr hier ist der helle Wahnsinn. Auf 4 Mio. Einwohner kommen ca. 2 Mio. Mopeds, die anscheinend alle auf einmal unterwegs sind. Wir werden von links und rechts überholt, angehupt und uns kommen Mopeds auf unserer Spur entgegen. An den Kreuzungen kommt es zu einem richtigen Aufeinandertreffen der Verkehrsteilnehmer, wobei man sich einfach aneinander vorbeischlängelt. Wer vorne ist hat Recht, der Hintermann muss aufpassen. Aber es klappt trotzdem mehr oder weniger ohne große Probleme. Mopeds mit drei oder vier Personen sind keine Seltenheit und wenn eine lange Leiter an einem vorbeifährt, muss man sich nicht wundern. Es kann auch mal eine Autotür oder große Glasscheiben sein. Hier wird alles noch so Sperrige mit dem Moped transportiert.

Unser Abendessen genießen wir in einem Restaurant gleich neben unserem Hotel. Die Speisekarte präsentiert uns gleich die komplette Vielfalt Vietnams. Von Frühlingsrollen und Meeresfrüchten bis hin zu Schnecken, Taube, Frosch, Schildkröte oder sogar Katze (aber nur auf Vorbestellung) kann man hier alles essen. Für heute begnügen wir uns aber noch mit dem normalen Essen und es gibt Hühnchen, Reis und Gemüse.

Heute Abend steht noch der Besuch des Wasserpuppentheaters auf dem Plan. Dieses Theater wird nur in Vietnam gespielt und dabei stehen die Puppenspieler hinter einem Aufbau direkt im Wasser. Die Puppen selbst sind an langen Stangen montiert. Thema des Puppenspiels ist zum einen die Mythologie (Drachen etc.) und zum anderen das Leben der Bauern. Untermalt wird die Vorstellung von typisch vietnamesischer Volksmusik. Eigentlich ganz interessant, aber da alles komplett auf Vietnamesisch ist, bleibt einem der Zugang zur Mythologie weitgehend verschlossen. Wir lassen den Abend gemütlich bei einem Glas Bier direkt am See ausklingen. Die Brücke sowie verschiedene Bäume am Ufer sind beleuchtet und im Hintergrund hört man das andauernde Röhren und Hupen der Mopeds. Schon morgen werden wir Hanoi verlassen und uns auf den Weg nach Halong machen.

Kontakt unter stefan-franke@reiseberichte-und-fotografie.de