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Vietnam und Kambodscha

Hanoi und die trockene Halong Bucht

Beim Frühstück genießen wir nochmals die schöne Aussicht über Hanoi und sind schon gespannt auf das, was uns heute erwartet. Unser heutiges Reiseziel lautet Halong, mit Zwischenstopp in der trockenen Halong Bucht.

Um jedoch auf eine der Schnellstraßen zu kommen, müssen wir uns zuerst durch den Verkehr Hanois kämpfen. Egal zu welcher Tageszeit man unterwegs ist, es ist immer die Hölle los. Wir fahren so gegen halb 9 los und um uns herum geht es schon wieder zu wie in einem Bienenschwarm. Wir kommen an diversen Kreuzungen vorbei, die für unser Ermessen schlicht und einfach verstopft sind. Dieser Meinung sind die Vietnamesen nicht und deshalb geht es hier auch immer irgendwie weiter. Alle schlängeln sich aneinander vorbei, hupen was das Zeug hält und kommen dann überraschenderweise unverletzt am anderen Ende wieder heraus. Gerade die großen Straßen stadteinwärts sind heillos überfüllt und es preschen gefühlte Millionen von Mopeds an uns vorbei Richtung Zentrum.

Noch ein paar Plattenbauten und dann verlassen wir Hanoi. Wir überqueren den roten Fluss und fahren zuerst Richtung Südwesten unserem ersten Ziel Ninh Bing entgegen. Unterwegs sehen wir unseren ersten vietnamesischen Tiertransport. Ein Moped mit 2 Körben auf dem Gepäckträger, darin 4 oder 5 Ferkel auf dem Weg zum Markt. Hier ein alltäglicher Anblick, für uns ein wahrer Hingucker. Es sollte nicht der letzte Transport dieser Art auf unserer Reise sein.

Nach und nach verändert sich die Landschaft. Links und rechts erstrecken sich kilometerweit Reisfelder, die immer mehr von Kalkfelsen durchsetzt sind. Nach zwei Stunden Fahrt erreichen wir unser erstes Etappenziel, die Bich Dong Pagode. Wir sind recht früh dran und deshalb auch die einzigen Touristen vor Ort. Die Händlerstände sind teilweise noch nicht geöffnet und wir sind ganz froh, dass wir unbehelligt zur Pagode kommen. Um uns herum ragen Kalkfelsen in die Höhe und alles ist von kleinen Bächen durchzogen. Über eine kleine Brücke erreichen wir einen der Felsen und als wir um die Ecke biegen, stehen wir im Innenhof der Pagode. Der Tempel ist in den Felsen hineingebaut und es herrscht reges Treiben. Ein ohrenbetäubender, monotoner Singsang schallt uns entgegen. Wir wollen die Gläubigen nicht stören und machen uns deshalb daran, zum zweiten Tempel hinauf zu steigen. Uns begegnen neugierige und auch misstrauische Blicke, als wir an den Gläubigen vorbei gehen. Nach einem kurzen Anstieg stehen wir vor dem zweiten Teil der Pagode. Dieser kleine Tempel ist auch direkt in den Stein gehauen und wieder farbenreich gestaltet. Es riecht nach Räucherstäbchen und auf den Altären vor den diversen Gottheiten liegen Opfergaben wie Reis, Obst oder Gemüse.

Durch einen kleinen Nebeneingang kommt man in eine düstere Höhle. Links und rechts von uns hört man leise Tropfgeräusche, die auf Fledermäuse hinweisen. Zum Glück erwischt uns nichts und wir kommen in eine weitere Höhle, in der wieder ein kleiner Altar steht. Nachdem wir auch diese Höhle durchquert haben, kommen wir an der Spitze des Felsens heraus und haben einen grandiosen Blick auf die nähere Umgebung. Unter uns erstreckt sich eine weite Ebene aus Reisfeldern, durchzogen von kleinen Bächen und darin verstreut liegen zig dieser Kalkformationen. Nach einer kleinen Verschnaufpause gehen wir den Weg zurück. Aus dem großen Tempel erklingen immer noch dieselben monotonen Klänge wie zu Beginn. Vorbei an den jetzt aufgebauten Verkaufsständen geht’s zurück zum Bus und wir fahren weiter zur trockenen Halongbucht.

Hier erwartet uns ein dreistündiger Ausflug mit dem Ruderboot. Am Steg lauern uns schon die Händler auf, die diesmal ein kleines Geschäft mit mir machen. Ich lege mir den obligatorischen Reishut der Vietnamesen zu. Im Nachhinein eine sehr gute Investition, da er wirklich erstklassig vor Sonne schützt. Nun aber hinein ins Ruderboot. Wir werden auf 3 Boote aufgeteilt (also 2 Reisemitglieder pro Boot) und schon geht es los. Die trockene Halong Bucht ist ein Gewässer, das maximal 50 cm tief ist und sich durch eine Kalksteinschlucht schlängelt. Zwischendurch sieht man auf den Felsen kleine Tempel stehen oder Zeburinder am Ufer grasen. Nach einer kurzen Fahrt stoppen wir am Ufer und es steigt eine zweite Person zu uns. Ab sofort werden wir beide von 2 Leuten rumgeschippert. Das faszinierende dabei: Es wird anwechselnd mit den Füßen und den Händen gerudert. Bei den Menschen hier sieht es verdammt leicht aus, aber als Frank (ein Reisemitglied) es probiert, scheitert der Versuch kläglich. Während unseres Ausflugs durchqueren wir auch drei Grotten, die teilweise bis auf wenige Zentimeter an unsere Köpfe heranreichen. Bei der letzten Grotte erwarten uns schon fahrenden Händler, die uns Getränke und die üblichen Waren wie Webbilder, Klamotten etc. andrehen wollen. Hier heißt es einfach standhaft bleiben, denn sonst stürzen sich alle auf einen. Auf dem Rückweg begegnen wir einer großen koreanischen Gruppe, die mit knapp 20 Booten unterwegs sind. Wir hatten großes Glück, dass wir fast alleine unterwegs waren und so die Schönheit der Natur genießen durften. Nach knapp 3 Stunden sind wir dann aber froh, dass wir das Boot wieder verlassen dürfen, denn die kargen Holzbänke haben den Hintern doch recht arg gefordert. Vor Ort gehen wir gleich noch ins Restaurant und stärken uns erstmal. Ich esse hier ein Gericht mit Ziegenfleisch, welches für mich viel Arbeit mit sich bringt. Auch hier wurde wieder alles verwendet was nach Fleisch aussieht, sich dann aber eher als Schwarte, Haut etc. herausstellt.

Gut gestärkt geht es weiter in Richtung Halong, wo wir unser heutiges Hotel beziehen werden. Die Stadt selbst ist nicht wirklich sehenswert, da das wahre Schauspiel sich vor der Küste abspielt. Hier liegt das Weltnaturerbe Halong Bucht, welches aus über 3000 kleinen Felsinseln besteht. Wir kommen so gegen 19 Uhr an und checken erstmal ein. Danach begeben wir uns an die Küstenstraße, um uns etwas die Zeit zu vertreiben. Diese Straße besteht aus vielen Restaurants sowie aus Ramschläden und Touristenmärkten. Es gibt nichts wirklich Interessantes zu sehen und deshalb machen wir uns auf die Suche nach einem ansprechenden Restaurant. Wir legen uns fest auf eines, in welchem nur Vietnamesen sitzen. Es stehen ein paar Plastiktische und -stühle auf der Straße und an einer Wand befinden sich einige Aquarien mit der Auswahl des Restaurants. Hier essen wir fangfrische Tigerprawns, Krebse und Kalamares. Ein Genuss für jeden Meeresfrüchteliebhaber. Nach dem Gaumenschmaus genehmigen wir uns noch eine Dose Bier gegenüber unserem Hotel und verschwinden dann auch langsam aber sicher in unsere Betten. Morgen schippern wir durch die Halong Bucht und genießen die sagenhafte Landschaft.

Halong Bucht und zurück nach Hanoi

Der Morgen in Halong begrüßt uns mit einem wolkenverhangenen Himmel, mit wenig Aussicht auf Sonne. Die Uhr zeigt gerade mal 7.30 Uhr, aber es ist schon drückend schwül und warm. Das Frühstück hier lässt schon sehr zu wünschen übrig. Außer Marmelade und Brot gibt es leider nichts, man könnte meinen man wäre in Frankreich. Den Einfluss kann man manchmal einfach nicht verdrängen.

Kurz nach 8 Uhr düsen wir schon los, um unser Schiff im Hafen zu entern. Hier herrscht bereits ein heilloses Durcheinander, da sich viele Reisegruppen so früh hier einfinden, um auf die Tagestour zu gehen. In Halong liegt der einzige Hafen, von dem aus die Touren gestartet werden. Wir warten nicht lange und schon begeben wir uns zu unserem Schiff. Ein kleiner Kahn mit Oberdeck zum Sightseeing und Unterdeck zum Essen.

Wir tuckern aus dem Hafen und lassen zig Ausflugsschiffe hinter uns. Man will sich gar nicht ausmalen, was hier los wäre, wenn alle Schiffe ausgelaufen sind. Und dank den Dieselmotoren vergisst man auch recht schnell, dass man sich hier in einem Weltnaturerbe befindet. Es ist eine sehr zwiespältige Angelegenheit. Einerseits benötigt man die Natur hier, um Touristen und damit Geld anzulocken, andererseits zerstören die Touristenmassen nach und nach die Natur und damit auch die Grundlage der hiesigen Wirtschaft. Hier müsste schnellstens ein Gleichgewicht geschaffen werden, aber wie überall auf der Welt zählt hier auch nur der Ertrag.

Vor der Küste breiten sich auf einigen hundert Quadratkilometern mehr als 3000 Kalkfelsen aus. Einer Legende nach, soll hier ein Drache ins Meer gestürzt sein, um das vietnamesische Volk zu beschützen. Die einzelnen Felsen sollen den versteinerten Drachenrücken darstellen. Auch ohne diesen Hintergrund sieht das Panorama faszinierend aus. Egal wohin man blickt, überall ragen Felsen aus dem Wasser heraus. Hier und dort erblickt man eines der Ausflugsboote und dazwischen auch mal ein Hotelschiff, auf welchem man mehrere Tage durch die Bucht fahren kann. Es werden mal wieder mehr als genug Fotos der Gegend geschossen, aber irgendwie bietet jeder Blickwinkel wieder eine neue schöne Ansicht, die man gerne festhalten will.

Erster Anlaufpunkt auf der Rundfahrt ist die Tropfsteinhöhle Hang Thien Chung. Bereits auf der Fahrt dorthin müssen wir feststellen, dass die Höhle „die“ Attraktion der Umgebung ist. Je näher wir kommen, umso mehr Schiffe steuern die gleiche Richtung an. Am Kai vor der Höhle liegen dann an die 30 Schiffe vor Anker und dank verschiedener Durchsagen und musikalischer Untermalung herrscht hier eine Atmosphäre wie auf einem belebten Bahnhof. Zusammen mit gefühlten 500 koreanischen Touristen, die sich alle gleichzeitig etwas zu erzählen haben, besichtigen wir die Tropfsteinhöhle. Die farbenfrohe Illumination ist überwältigend, aber auch die schwülwarme Luft trägt dazu bei, dass einem der Mund offen stehen bleibt. Eine knappe halbe Stunde lassen wir die Eindrücke auf uns wirken und treten dann wieder hinaus in die Sonne. Ca. 100 Meter weiter gibt es noch eine Höhle zu besichtigen, was aber keinen zu interessieren scheint. Diese ist nicht groß ausgeleuchtet und wird deshalb auch von niemandem besucht. Ein Grund mehr, um sich da mal genauer umzusehen. Wir machen den Rundgang alleine und reihen uns danach wieder in die Massen Richtung Kai ein. Unterwegs probieren wir eine Spezialität, die man bei uns so nicht bekommt. Frisches Zuckerrohr als Süßigkeit für Zwischendurch. Ein Stück in den Mund, kauen, den süßen Saft schlucken und die restlichen Fasern ungeniert in die Gegend spucken ;-).

Wir fahren wieder los und steuern als nächsten Stopp eines der schwimmenden Dörfer an. Hier verbringen die Einwohner ihr ganzes Leben auf dem Wasser. Nur für Besorgungen von Baumaterial oder für weiterführende Schulen verlassen die Menschen ihre Umgebung. Der Lebensunterhalt wird durch Fisch- und Krebszucht bestritten. Und eine dieser Fischfarmen schauen wir uns jetzt an. Holzplanken auf schwimmenden Fässern bilden den wackligen Untergrund dieser Farm. Löcher im Boden, mit Netzen darin, bilden die natürlichen Aquarien für die Waren Fisch und Krebs. Heute sehen wir zum ersten Mal eine Urkrebsart, die hier auch gegessen wird.

Wieder zurück auf dem Schiff steigen uns schon die Düfte aus der Küche in die Nase. Während wir im unteren Deck frischen Fisch und gebratene Garnelen zu uns nehmen, fahren wir weiter durch die einmalige Landschaft. Vorbei an diversen Felsformationen, z. B. „die Ente“, nähern wir uns auch schon wieder dem Hafen. Aber ohne eine vorherige Verkaufsveranstaltung werden wir natürlich nicht entlassen. Wieder werden uns alle Arten von Textilien angeboten und auch lauter echte Perlen, zu besonders günstigen Preisen. Naja, bei anderen klappt das vielleicht, bei uns nicht.

Um 13 Uhr steigen wir wieder in den Bus und fahren zurück nach Hanoi. Hier machen wir einen kleinen Abstecher zur Oper, die wir noch kurz besuchen. An deren Ausgang werde ich von einer Obstverkäuferin angesprochen und keine 30 Sekunden später habe ich schon die beiden Verkaufskörbe auf der Schulter. Schnell werden ein paar Fotos geschossen und als Bezahlung kaufe ich noch ein paar Bananen. Schon sitzen wir wieder im Bus und fahren zum Bahnhof. Hier geht es recht gesittet zu und wir decken uns noch mit Getränken und Essen für unsere Zugfahrt ein. Mutig holen wir uns an einem der Stände ein Brot, gefüllt mit Hähnchenstücken und verschiedenem Gemüse. Schmeckt gut und hatte auch keine Nachwirkungen. Zur Not haben wir ja noch einen Reisschnaps im Gepäck :).

Im Zug beziehen wir unser Abteil für die nächsten 13 Stunden. Vier Leute, aufgeteilt auf 4 knapp bemessene Pritschen und gerade noch genug Platz für das Gepäck. Wir trinken zusammen noch einen Schluck Schnaps und genießen ein kühles Bier. Der Zug schlängelt sich derweil mit wahnwitziger Geschwindigkeit (bis zu 60 km/h) durch schmale Schneisen in der Stadt und durch weitläufige Reisfelder. Wir versuchen etwas Schlaf zu bekommen, aber es ruckelt die ganze Zeit recht heftig und auch die Jagd nach den Kakerlaken lässt einen eher nicht zur Ruhe kommen.

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