Was für ein Glück, dass mich mein Kuchen bereits zum Frühstück wieder freudig erwartet. Ich strafe ihn trotzdem mit Nichtachtung und wende mich wieder den Nudeln und dem Reis zu. Das Frühstück haut uns nicht vom Hocker und kann im nächsten Hotel eigentlich nur besser werden.
Kaum sind wir aus der Stadt Hue raus, bietet sich wieder das typische landschaftliche Bild Vietnams. Weite, grüne Reisfelder hier und dort Wasserbüffel und vereinzelt Bauern mit ihren Reishüten auf den Feldern. Eine Abwechslung bieten die vereinzelten Gräber auf den Feldern. Hier werden die Bauern auf ihren Feldern beerdigt, damit die Toten auch nach ihrem Ableben noch über die Familie wachen können.
Eine weitere Abwechslung stellen die vermehrt auftretenden Soldatenfriedhöfe dar. Daran erkennt man, dass man durch ein schwer umkämpftes Gebiet des Vietnamkrieges fährt. Einen dieser Friedhöfe sehen wir uns genauer an. An vielen Gräbern stehen keine Namen, da auf nordvietnamesischer Seite viele Guerillakämpfer ohne Ausweis und „Hundemarke“ gegen die Amerikaner und Südvietnamesen gekämpft haben.
Einen kurzen Zwischenstopp legen wir am Strand von Da Lang ein. Hier kann man die gewaltige Zerstörungskraft des Taifuns sehen, der vor knapp 2 Wochen dort gewütet hat. Am Stand steht fast keine Palme mehr und alles ist immer noch mit massenweise Treibgut verunstaltet. Hier kommen wir mit einem Vietnamesen ins Gespräch, der uns berichtet, dass sein Haus komplett weggerissen wurde. Gleichzeitig präsentiert er uns seine Sammlung aus ausländischen Münzen und Scheinen und fragt uns nach ein paar Exemplaren aus Europa. Ein paar Cent-Stücke haben wir lose im Geldbeutel und geben sie ihm. Wenn er jeden Touristen danach fragt, dann wird er sich schon ein nettes Zubrot verdienen.
Unser Weg führt uns nun über ein kleines Gebirge, das den Norden vom Süden trennt. Der Pass darüber wird Wolkenpass genannt und war einer der am meisten umkämpften Flecke während des Vietnamkriegs. An der Spitze stehen neben vielen Verkaufsständen auch noch ein paar verfallene Bunker der Amerikaner, die hier oben einen Aussichtsposten hatten. Wir steigen kurz aus und schauen uns diese aus der Nähe an. Irgendwie ein beklemmendes Gefühl, wenn man an einer der Schießscharten steht und nach draußen sieht. Man hat freien Blick über ein weites Stück Land und möchte sich nicht vorstellen, was für Szenen sich hier abgespielt haben.
Nach dem Wolkenpass kommen wir in den Bereich der Marmorberge. Hier wurde früher (wie der Name es bereits verrät) Marmor aus den Bergen gewonnen. Heutzutage wird jenes Gestein nur noch hierher transportiert und vor Ort verarbeitet. Das ganze Dorf besteht aus vielen Marmor verarbeitenden Werkstätten. Natürlich besuchen wir eine davon und kaufen eine Kleinigkeit als Mitbringsel. Interessanter ist da schon die Chua Tum Thai Pagode, die auf einem der Berge gelegen ist. Der Weg dorthin ist gesäumt von riesigen Marmorfiguren. Die Pagode selbst strahlt wieder in allen möglichen Farben. Einige Wächterfiguren sind besonders farbenfroh in Blau- und Rottönen gehalten und es gibt mehrere Figuren, die wie glasiert wirken. Hunde und Drachenfiguren sind über den gesamten Vorplatz verteilt. Noch eindrucksvoller ist die Dong Huyen Khong Höhle mit einem kleinen Altar darin. Die Höhle erreicht man durch einen von Fledermäusen bewohnten, stockdunklen Durchgang, der auch noch mit tückischen Stufen versehen ist. Der Eingang der Höhle wird links und rechts von böse blickenden Wächterfiguren gesäumt. Die Luft hier ist stickig und ziemlich schwülwarm. Bis zum Vietnamkrieg wurde die Höhle von innen erleuchtet. Heutzutage ist dies nicht mehr nötig, da durch Mörserbeschuss die Kuppe des Berges weggesprengt wurde und durch mehrere Löcher das Sonnenlicht eindringt. Im Anschluss steigen wir noch zu einem Aussichtspunkt auf und haben einen schönen Rundblick auf die nahegelegenen Marmorberge. Unter uns liegt die Stadt, aus der die Geräusche der Marmorfabriken erklingen.
Nach knapp einer Stunde Fahrt erreichen wir gegen 13 Uhr Hoi An. Zuerst machen wir eine Garküche unsicher und genießen für nicht mal einen Dollar pro Person eine riesige Schüssel Suppe. Dann wird ins Hotel eingecheckt. Hier haben wir die Möglichkeit, für morgen einen Ausflug nach My Son zu buchen. Die Cham Türme dort interessieren uns sehr und darum investieren wir die 20 $ pro Person auch gerne. Nun aber hinein ins Getümmel von Hoi An, einer noch sehr schön erhaltenen Altstadt .
Erster Anlaufpunkt ist die berühmte „Japanische Brücke“. Die ganz in rot gehaltene Holzbrücke steht schon seit mehreren Jahrhunderten und verbindet das japanische mit dem vietnamesischen Viertel. Die Hunde- und Affenfigur an den Enden der Brücke symbolisieren jeweils das Jahr des Beginns und des Endes des Brückenbaus. (Jahr des Hundes bzw. des Affen) Weiter geht es zum Tan Kuy Haus. Dies ist eines der ältesten noch erhaltenen Häuser am Ort. Es wird von einer Familie in x-ter Generation bewohnt und in Schuss gehalten. Das Haus lässt wunderbar die ursprüngliche Bauweise erkennen. Vietnamesische Häuser werden in der Langbauweise errichtet, d.h. das Gebäude ist nur ca. 3 - 4 Meter breit, kann dafür aber bis zu 40 Meter lang sein. Dabei reihen sich die einzelnen Zimmer aneinander, teilweise unterbrochen durch kleine Innenhöfe.
Wir werden mit einer Tasse Tee empfangen und lassen uns die Geschichte des Hauses von seinen Bewohnern erzählen. An einer Wand sind die Marken der Hochwasser vermerkt. Der letzte Taifun ließ das Wasser über 2 Meter hoch steigen. Wenn man den Ort betrachtet, kann man fast nicht glauben, dass man außer etwas Schlamm auf den Straßen sonst nichts mehr davon sieht. Hinter dem Haus, direkt am Fluss, sitzt ein alter Fischer in seinem Boot und grinst uns mit seinen beiden Zahnstummeln an. Ein Foto und einen kleinen Obolus später ziehen wir weiter durch die Stadt. Die örtliche Pagode namens Diem Thiam Quan unterscheidet sich nicht wirklich von den bereits besuchten. Wir besichtigen noch kurz ein kleines Museum in dem Bilder und Ausstellungsstücke aus der Geschichte Hoi Ans ausgestellt sind. Damit ist der offizielle Teil beendet und wir durchstreifen Hoi An noch etwas auf eigene Faust. Besonders angetan haben es uns die verschiedenen Schneidereien und die Kunsthandwerkerstände. Hoi An ist bekannt für seine Seide und die kann man auch an jeder Straßenecke bekommen. Nach 2 Stunden wollen wir dann doch vorerst zurück zum Hotel, um uns etwas frisch zu machen. Zum Abendessen geht es dann nochmals in das Zentrum der Stadt, was einen Fußmarsch von knapp 15 Minuten entfernt ist. Gleich neben dem Hotel befindet sich die Schneiderei Sunny Silk II, in die wir „nur mal so“ reinschauen wollen. Tja, aus „nur mal so“ werden dann 1,5 Stunden. Angi überlegt sich ein Business Kostüm und ich mir eine Hose. Na gut, nach etwas Überredungskunst werden dann 3 Hosen draus. Es wird alles verdammt schnell angefertigt, so dass wir schon morgen unsere Sachen probieren können. Ist ja auch notwendig, da es übermorgen schon wieder weiter geht. Den Abend lassen wir in einem schönen Restaurant direkt am Fluss ausklingen.