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Marokko - Königsstädte und Wüstentrekking

Yalla yalla Friendship Tour 2010


Von Quarzazate nach Marrakesch

Heute ist ausschlafen angesagt und wir treffen uns erst um 9 Uhr zum Frühstück. Zwar ist der Weg nach Marrakesch relativ weit, aber die Besichtigung ist erst für Morgen geplant, so dass wir keine große Eile aufkommen lassen müssen.

Nach dem Frühstück machen wir uns dann langsam auf den Weg. Durch grau braune Ebenen und Berge fahren wir weiter entlang der Straße der 1000 Kasbahs und nach knapp einer Stunde Fahrt steht auch schon der nächste Halt an. Die berühmte Kasbah Ait Ben Haddou, eine für viele Filme genutzte Kulisse. Hier wurden Filme wie Lawrence von Arabien, die Mumie oder auch Gladiator gedreht (Russell Crowe als Gladiator bei den Berbern).

Die Kasbah liegt an einem Berghang auf knapp 1300 Metern Höhe an einem Fluss, der des Öfteren im Sommer austrocknet. Ein kleines Rinnsal ist bei unserem Besuch übrig und wir überqueren spielerisch den "reißenden" Strom. Das große Tor am Eingang zur Kasbah wurde als Filmkulisse neu aufgebaut und gehört nicht zum ursprünglichen Gesamtbild. An allen Ecken und Enden kann man sehen, dass die Restaurierungsarbeiten in vollem Gange sind und es wimmelt hier von Touristen. Durch enge Gassen kann man die ganze Kasbah erkunden und von ihrem höchsten Punkt hat man einen schönen Blick auf die Berge in der Umgebung. Ein paar Menschen wohnen hier auch noch, aber es werden jährlich weniger. Zu Hause werde ich mir die Filme mal genauer ansehen und vielleicht erkennt man die Kasbah dann.

Nach einem gemütlichen Kaffee in einem der Cafés gleich gegenüber der Kasbah fahren wir durch teilweise grünes Land und schrauben uns die Berge hoch. Die Gipfel liegen teilweise in Wolken und es ist auch richtig kühl. Über einen Pass in ca. 2000 Metern Höhe, an dem auch massig Souvenirstände stehen und deren Verkäufer mindestens einen Freund oder Verwandten in München (bei mir) oder zumindest in der näheren Umgebung des jeweiligen Mitreisenden haben, fahren wir in ein kleines Dorf, das der Anlaufpunkt in der Gegend ist. Hier hält fast jeder, um eine Pause einzulegen und auch wir machen hier Rast für unser Mittagessen. Rauchschwaden und der Duft nach gegartem Fleisch hängen hier in der Luft und vor den kleinen Restaurants hängen halbe Schafe und Rinder zur Weiterverarbeitung. In einem dieser Restaurants lassen wir uns nieder und lassen uns bei Berbermusik, die ein alter Musiker spielt unsere Hackfleischbällchen schmecken. Einige Autos mit Aufklebern der Rally Paris - Dakar stehen am Straßenrand, ein alltägliches Bild hier.

Nach dem Essen fahren wir weiter durch diese Berglandschaft und an den steilen Hängen kann man immer wieder Siedlungen aus dunklem Lehm erkennen, die an den Berghängen kleben. Man kann sich nicht wirklich vorstellen, wie die Menschen hier leben.

Gegen 17 Uhr erreichen wir dann Marrakesch und tauchen ein in das arabische Gewimmel der Großstadt. Zuerst steigen wir am Hotel ab und checken ein. Danach machen wir uns zu Fuß auf um den Hauptplatz Marrakeschs, den Djemaa el Fna zu besuchen. Hier ist in den Abendstunden einiges geboten. Neben Gauklern, Schlangenbeschwörern und Musikern sind auch Essensstände hier aufgebaut. Aber vorher machen wir noch einen kleinen Abstecher zur Koutoubia Moschee mit ihrem großen Minarett. Im Sonnenuntergang leuchtet das Minarett in hellen Rottönen und im Hintergrund kann man schon die Berbermusik hören. Auf dem Weg zum Djemaa el Fna merkt man schon, dass es der Anlaufpunkt am Abend ist. Es werden immer mehr Menschen, die in Richtung des Platzes drängen und über den hell erleuchteten Essensständen sieht man die Rauchschwaden der Grillstationen ziehen.

An Ständen am Rande des Platzes werden Datteln, Feigen und andere exotische Obstsorten angeboten. Eigentlich ein wunderbares Erlebnis, wenn nicht die negativen Seiten überwiegen würden. Von allen Seiten wird man angesprochen, ein Nein wird nicht registriert. Bleibt man bei Musikern stehen, die von vielen Marokkanern umgeben sind, wird nach kürzester Zeit unterbrochen und schon springt jemand mit einem Hut direkt auf uns zu um Geld zu bekommen. An einem Tee Stand wird kurz mal vergessen das Restgeld zurück zu geben und erst nach längerer Diskussion wird es mir ausgehändigt. Der Charme der Leichtigkeit und Fröhlichkeit wirkt nur aus der Ferne, ist man mal dort, dann wird man gnadenlos abgezockt. Unser Essen war sehr lecker, aber auch hier ist Eile angesagt. Man rühmt sich hier, dass man schneller wäre als Mc Donalds und das stimmt auf jeden Fall. Das Essen ist sehr schnell da, aber genauso schnell sollte man seinen Platz auch wieder verlassen. Eine wahnsinnige Geräuschkulisse herrscht hier, von allen Seiten wird man angesprochen, jeder schreit einen an und oft hat man mehr als nur eine Hand am Ärmel.

Nach einer Stunde reicht es uns und wir gehen in der nahegelegenen Fußgängerzone noch einen Kaffee trinken. Hier ist auch jede Menge los, aber es ist doch um einiges ruhiger und so beobachten wir die Menschen hier und genießen unseren Kaffee Nus Nus.

Besichtigung von Marrakesch

Heute steht die Besichtigung von Marrakesch auf dem Plan. Aber wir lassen es ruhig angehen und können etwas länger liegen bleiben. Nach einem gemütlichen Frühstück lassen wir uns dann von unserem Fahrer als erstes zum Menara Garten fahren. Den Innenbereich des Gartens erreicht man über eine große Promenade, die den Blick auf die ferne Koutoubia Moschee ermöglicht. Beim Bau des Gartens wurde penibel darauf geachtet, dass man das größte Heiligtum Marrakeschs immer im Blick hat. Der Garten zeichnet sich durch die großen Olivenhaine aus, die bereits im 12. Jahrhundert angelegt wurden. Dem damaligen Sultan Sidi Mohammed soll dieser Garten als Rückzugsort gedient haben. Im Inneren des Gartens ist ein großer künstlicher Teich angelegt, an dem ein kleines Lustschlösschen, der Menara Pavillon steht. Überall blühen farbenfrohe, exotische Blumen und lassen einen die andauernde Wasserknappheit vergessen.

Vom Garten aus wenden wir uns der Innenstadt zu und fahren zur Koutoubia Moschee. Ein Besuch der Moschee ist nicht möglich, da das Betreten nur gläubigen Moslems gestattet ist. So erkunden wir die Umgebung und besuchen den zugehörigen kleinen Park.

Nach dieser kurzen Stippvisite fahren wir in die südliche Medina und treffen vor dem El Badi Palast unseren Stadtführer für Marrakesch. Zusammen mit ihm besuchen wir den Palast, der im späten 16. Jahrhundert gebaut. Der Sultan Moulay Ismail ließ knapp 100 Jahre danach leider viele Teile des Palastes für den Bau seiner Residenz in Meknes abtragen, so dass heute nur noch die hohen Lehmmauern stehen. Diese sind von vielen Störchen besiedelt, die auf den Mauern ihre Nester bauen. Innerhalb der Mauern wachsen viele Olivenbäume und man kann die Umrisse der ehemaligen Gebäude erkennen. Im hinteren Teil der Anlage sieht man noch die Reste eines Fliesenbodens und von dort aus kommt man auch in ein paar unterirdische Gänge.

Zu Fuß begeben wir uns durch ein paar Seitenstraßen Marrakeschs, vorbei an Teppichknüpfereien und anderen Handwerksstuben zum Palais Bahia. Der Palais wurde im 19. Jahrhundert als Residenz des Sultans gebaut und heutzutage werden dort Staatsgäste bei ihren Besuchen untergebracht. Man merkt, dass hier in Marrakesch einfach wesentlich mehr Tourismus herrscht als in anderen Städten, die wir bisher besucht haben. Im Eingangsbereich des Palais drängen sich viele Gruppen und ihre Guides, teilweise für ein arabisch muslimisches Land nicht gerade vorteilhaft gekleidet.

Der Garten vor dem Palais ist sehr schön angelegt, hier wachsen Dattelpalmen, Bananen und andere exotische Pflanzen, die das Areal richtig gemütlich wirken lassen. Der Palais selber zeichnet sich durch viele filigrane Mosaike und Reliefs aus, die die Türstöcke, die Decken und die Mauern verzieren. Jedes für sich ist immer wieder faszinierend und spiegelt die Baukunst und Genialität der Künstler wider. Es gibt verschiedene Innenhöfe, teilweise als kleine Gärten angelegt, andere sind gefliest und mit schönen Brunnen bestückt. Auch die überall verbreiteten bunten Glasfester sind hier zu finden, welche in Verbindung mit der Sonne ein schönes Farbspiel auf die Wände zaubern. Man kann sich schon vorstellen, dass es hier richtig heimelig sein kann wenn die Touristen weg sind.

Nach diesem Besuch geht es durch schmale, enge Gassen zur Hauptattraktion, dem Platz Djemaa el Fna. Tagsüber herrscht hier auch ein regsames Treiben, wobei sich im Gegensatz zu den Abendstunden eher viele Henna Maler und Affendompteure herumtreiben. Wobei die in Bezug auf das Aufdringlich sein den Händlern am Abend in nichts nachstehen. Man muss schon aufpassen, dass man nicht unvermittelt einen Affen auf der Schulter sitzen hat und einem dann für diese "Dienstleistung" ein gutes Geld abgeknöpft werden soll. Wir lassen uns aber nicht einschüchtern und steuern zielbewusst den Suq an. Dieser liegt direkt am Hauptplatz und ist ein regelrechtes Labyrinth aus kleinen Läden, die alles anbieten was man sucht, brauchen könnte oder einfach nicht benötigt.

Was einem sofort auffällt: die Preise hier sind um einiges höher als in den anderen Städten, die wir bisher besucht haben. Klar muss man eh handeln, aber man merkt auch, dass es hier um einiges schwerer ist, einen annehmbaren Preis zu bekommen. Leider sieht man viel zu oft Touristen, die ohne zu murren die Preise zahlen, die verlangt werden. Ich feilsche aber doch recht geschickt mit einem der Händler und komme so recht günstig an ein Set aus Teegläsern. Natürlich kann man sich hier auch die "originalen" Rolex für einen recht günstigen Preis besorgen, oder ganz skurril ein gebrauchtes Gebiss. Naja, man weiß ja nicht wie lange dass mit der Krankenversicherung bei uns noch gut geht, vielleicht muss man ja in Zukunft auf solche Dienstleistungen zurückgreifen. Nach gut zwei Stunden im Gewühl nehmen wir in einem der vielen Cafés rund um den Platz eine Auszeit und beobachten das Treiben. Auch hier fällt einem wieder auf, wie unangemessen gekleidet manche Touristen hier unterwegs sind. Spaghettiträger Tops und Hotpants sind einfach etwas fehl am Platz.

Bei einbrechender Dunkelheit verstärkt sich das Treiben auf einmal und überall tauchen Menschen auf, die in Windeseile Essenstände aufbauen und kurz darauf wabern wieder die Rauchschwaden über den Platz. Schlagartig erhöht sich auch der Lärmpegel und auf wundersame Weise tauchen Gaukler, Musiker etc. auf und bevölkern den Platz in null Komma nichts. Und dann nimmt der Abend wieder seinen Lauf mit dem Abkassieren der Touristen, dem Gezerre an den Klamotten und all den anderen, unangenehmen Dingen. Wir sind uns alle einig, dass wir zum Glück Marrakesch am Ende unserer Reise besuchen, denn ansonsten hätten wir die restlichen Marokkaner mit ganz anderen Augen gesehen.

Kontakt unter stefan-franke@reiseberichte-und-fotografie.de