Yalla yalla Friendship Tour 2010
Das Frühstück besteht wieder aus Croissants, Marmelade und Butter und wird nur durch selbst eingeschleuste Wurst etwas aufgepeppt.
Um 9 Uhr machen wir uns auf, die Stadt zu erkunden. Wir treffen vor dem Königspalast auf unsere Stadtführerin, die uns den heutigen Tag begleiten wird. Der Königspalast in Fes wird beherrscht von mehreren großen bronzenen Toren, die alle um ein vielfaches größer sind als wir. Dieser Königspalast wird nur zeitweise bewohnt, wenn der König sich für ein paar Wochen oder Monate hier aufhält.
Direkt im Anschluss befindet sich das jüdische Viertel, welches von vielen Geschäften beherrscht wird. Schön wirken die vielen maurischen Balkone, die die Häuser hier säumen. Eine kleine Werkstatt in einem Hinterhof wirkt etwas surreal, da dort nicht mehr Platz zur Verfügung steht als ein einzelnes Moped in Anspruch nimmt. Farbenfroh strahlen uns dagegen kleine Geschäfte mit ihren Gewürzen entgegen.
Vorbei an der Medina gehen wir erst mal etwas bergan um uns einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Eine kleine Festung steht an der Spitze des Berges und von dort breitet sich die Stadt
wunderschön unter einem aus. Man erkennt den Königspalast sowie die Moschee schon von weitem, da hier die grünen Dachschindeln wieder vorherrschen. Grün ist hier das Zeichen für Göttlichkeit. Rechter Hand kann an auch einen Blick auf einen islamischen Friedhof werfen, welcher sich aber aus der Ferne nicht wirklich von einem unsrigen unterscheidet. Durch einen kleinen Garten voller Olivenbäumen treten wir unseren Rückweg an und fahren dann zu einer kleinen Töpferei. Hier werden alle möglichen Artikel angefertigt, angefangen bei kleinen Teebechern bis hin zu richtigen Möbelstücken. Bekannt in ganz Marokko sind die Tische und Brunnen, die im Mosaikverfahren gefertigt werden. Wir können mehrere junge Männer beobachten, die aus größeren Tonscherben kleine, filigrane Figuren heraus meißeln. Sterne, Monde, Vierecke etc. werden hier im Akkord von Hand gefertigt, die ein anderer Arbeiter dann zu schönen Mustern zusammensetzt. Diese Brunnen kann man in den Medinas bewundern und auch ganze Wandreliefs werden aus diesen kleinen Steinen gefertigt. Im anschließenden Verkaufsraum kann man sich dann auch mit allen möglichen Artikeln eindecken. Ich nehme mir mal einen kleinen Teebecher mit, damit der Whisky in der Wüste auch stilvoll getrunken werden kann.Und dann geht es auch schon hinein in das Gewusel der Medina. Durch extrem schmale Gassen winden wir uns in Richtung des Suqs, wobei wir uns ohne Führerin bereits nach 3 Minuten hoffnungslos verlaufen hätten. Noch einmal um eine Ecke und schon steht man mitten auf dem Suq und wird von den vielen Eindrücken und Gerüchen erschlagen. Vorbei an Metzgereien, an einer hängt ein ganzer Kamelkopf zum Verkauf, und mehreren Gewürzständen wandeln wir zur Färbergasse. Hier werden die Stoffe noch in Handarbeit in großen Bottichen in vielen Handgriffen gefärbt, begleicht und dann getrocknet. Ein leicht beißender Geruch liegt hier in der Luft. Fasziniert flanieren wir an Messingschmieden vorbei und kommen zu einer der vielen Ledermanufakturen. Leder ist der Exportschlager in Fes und deshalb wird man auch gerne hier vorbeigeführt.
Der Laden besteht aus mehreren Stockwerken, alle vollgestopft mit Lederhosen, -jacken und Mänteln, sowie Schuhen und allerlei Krimskrams. Vom obersten Stockwerk hat man dann einen schönen Blick auf die vielen Bottiche, in denen die Tierhäute, gegerbt und gefärbt werden. Alles in Handarbeit, wobei die Männer teilweise bis zum Bauchnabel in den Bottichen mit den Farben oder auch mit Vogel Kot (zum Gerben) verschwinden. Gegen den hier herrschenden Gestank waren die Gerüche in der Färbergasse schon fast ein Genuss. Ich möchte mir gar nicht vorstellen wie es hier stinken muss, wenn die sommerliche Hitze hier wabert. Feilschen ist natürlich ganz groß angesagt, was ich auch am eigenen Leib erfahre. Ich kaufe mir eine Lederjacke, die zu Beginn bei über 400,- € liegt. Für 140,- € erstehe ich sie dann, wobei ich mir sicher bin, wenn ich geschickten verhandelt hätte, dann wäre sie noch günstiger geworden.Im Anschluss geht es weiter durch den Suq. Vorbei an einer Moschee, die wir als Ungläubige nicht betreten dürfen, und an Schreinereinen, die riesige Sänften für Hochzeiten fertigen kommen wir zu einer Weberei. Die Stoffe hier werden an großen Webstühlen noch in Handarbeit gefertigt. Kopftücher, Teppiche, Kleider, Schuhe und Kaftans in allen möglichen und teilweise auch unmöglichen Farben werden hier hergestellt. Zwei unserer Damen dürfen sich auch gleich für eine kleine Modenschau zur Verfügung stellen.
Als letzter Punkt steht noch die Koranschule Medersa Bou Inania auf dem Plan. Dieser große Bau inmitten der Medina ist sehr filigran gearbeitet und alle Wände sind mit Mosaiken verziert. Der wunderschöne Innenhof ist umgeben von Torbögen und Fenstern, die alle sehr detailreich ausgearbeitet sind. In früheren Zeiten waren hier auch Koranschüler untergebracht,
die allerdings in kleinen, schlecht ausgestatteten Räumen wohnen mussten, die meist nur ein winziges Fenster auf die umgebenden Gassen hatten. Eine kleine Moschee ist mit angegliedert, wo wir auch ein paar Marokkaner beim Beten beobachten können.Auf dem Weg zurück zu unserem Bus machen wir noch einen Abstecher zu einem Bronzeschmied, der die überall verbreiteten Teller von Hand fertigt. Diese Teller werden mit altüberlieferten Mustern verziert, die mit einem kleinen Meisel in den Teller gestanzt werden. Allerdings hatte er wohl einen schlechten Tag, denn freundlich kann man ihn nicht mal wohlwollend nennen. Der komplette Verkaufsraum erstrahlte im Glanz der vielen verschiedenen Teller, Becher und sonstigen Ausstellungsstücken. Die Teller sehen zwar schön aus, aber zu Hause würde ich mir dann doch keinen aufstellen.
Wieder zurück im Hotel verleiben wir uns noch eine Tajin ein und lassen den Abend mit einem kleinen Schluck Whisky ausklingen.