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Marokko - Königsstädte und Wüstentrekking

Yalla yalla Friendship Tour 2010


Von Marrakesch nach Essaouira

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen wir heute Marrakesch. Das lachende, weil es mir in Marrakesch überhaupt nicht gefallen hat und die hier herrschende Abzocker Mentalität mir ziemlich auf den Geist ging. Das weinende, weil sich der Urlaub unaufhaltsam dem Ende zugeht, da wir heute unsere letzte Etappe in Richtung Essaouira in Angriff nehmen. Vor der Fahrt steht aber ein gemütlicher Morgen, der mit längerem Schlafen und einem gemütlichen Frühstück aufwartet.

Die letzte Etappe nimmt knapp 4 Stunden Fahrt in Anspruch. Unterwegs sehen wir immer wieder die berühmten marokkanischen Baumziegen. Diese Ziegen haben für sich die Delikatesse der Arganbäume entdeckt. Dessen Blätter schmecken ihnen so gut, dass man immer wieder Bäume am Straßenrand sieht, auf denen bis in die obersten Wipfel die Ziegen stehen. Wie sie da raufkommen bzw. wieder den Boden erreichen ist uns ein Rätsel. Leider ist an der Hauptstraße keine Möglichkeit gegeben um kurz zu halten, so müssen sich diese Bilder einfach ins Gehirn einbrennen, denn fotografisch hat man keine Möglichkeit dieses Phänomen festzuhalten.

Oberhalb von Esaouira legen wir einen kurzen Halt ein. Hier hat man auch die Möglichkeit, sich zusammen mit einem Kamel fotografieren zu lassen, wobei die in dieser Gegend eigentlich nicht wirklich vorkommen. Ich verzichte auf dieses Schauspiel, denn meine Kamele hab ich in der Wüste schon gehabt.

Essaouira ist eine kleine Küstenstadt, die zum Entspannen einlädt. Ein kleiner Hafen für Fischfang ist hier vor Ort und es gibt auch einen schönen Sandstrand, der aber zu dieser Zeit nicht wirklich genutzt wird. Die Hauptreisezeit ist schon längst vorbei und so sieht man hier nur noch die Einheimischen spazieren gehen, Touristen sind fast keine mehr da.

Kurz außerhalb der Altstadt, in der unser kleines Hotel steht, parken wir den Bus und machen uns zusammen mit dem Gepäck zu Fuß auf ins Hotel. Dieses liegt in einer ruhigen Nebenstraße, nur ein paar Schritte von der Fußgängerzone entfernt. Nach einem gemütlichen Tee geht es auf zum Stadtrundgang. In der Fußgängerzone wird alles Mögliche angeboten, hauptsächlich aber Dinge von denen man annimmt, dass Touristen das unbedingt brauchen. Wir schlendern durch verschiedene kleine Gassen und erkunden so den inneren Stadtkern.

Während in der Fußgängerzone reges Treiben herrscht, ist in den Nebenstraßen so gut wie niemand unterwegs und man hat genügend Zeit, die Ruhe hier in sich aufzusaugen. So erreichen wir dann schließlich auch die Uferpromenade. Einige Muschelfischer sitzen auf den scharfkantigen Felsen und nehmen ihren Fang aus, ein paar Häuser weiter wird frisch gefangener Fisch angeboten. Eine kleine Fischhalle ist hier auch zu finden, doch leider ist sie schon geschlossen. Durch eine Tür kann man noch ins Innere blicken und man sieht ein paar kleine Haie achtlos auf dem Gang liegen. Unsere Aufmerksamkeit zieht ein kleines Katzenbaby auf sich, das verloren durch die Menschen hier streunt. Klar wird es von uns allen betüdelt, aber Einheimische interessieren sich nicht dafür.

Kurz darauf beginnt ein wunderschöner Sonnenuntergang, den wir an der Kaimauer zusammen genießen. Den Abend beschließen wir mit einem letzten, gemeinsamen Abendessen im Hotel, welches dann auch ziemlich lange dauert. Danach ziehen wir nochmals los und beschließen den Abend mit einer Flasche marokkanischen Weins am Strand.

Essaouira und Weg nach Hause

Lange kann ich heute nicht schlafen und so stehe ich schon recht früh auf. Den letzten Morgen möchte ich für mich alleine verbringen und so mache ich mich auf den Weg zum Strand. Hier ist um diese Uhrzeit noch nichts los und so kann ich alleine meinen Gedanken nachhängen. Nur ein paar Möwen und ein paar Fußballspieler in weiter Ferne teilen sich den Strand mit mir. Gegen 10 Uhr gehe ich langsam wieder ins Hotel um rechtzeitig zum Frühstück da zu sein.

Nach dem Frühstück erkunden wir nochmals die Stadt und wenden uns zuerst dem hiesigen Fort "Scala de la Kashba" zu. In dieser alten portugiesischen Festung kann man unter anderem Bronzekanonen aus dem 18. Jahrhundert bewundern. Von hier hat man einen wunderschönen Blick auf die umliegende Küste und auch auf den Stadtkern Essaouiras.

An der Stadtmauer unterhalb des Forts sind mehrere kleine Handwerksbetriebe angesiedelt, die zum Beispiel Einlegearbeiten aus Holz, Musikinstrumente oder Bilder der Stadt herstellen. Diese Kunsthandwerke kann man überall in der Stadt erstehen, aber natürlich auch direkt vor Ort.

Nach dem Kurzbesuch gehen wir zum Hafen und dem Turm "Scala du Port". Dieser Turm liegt unmittelbar vor dem Hafengelände. Dort sind auch wieder ein paar der Bronzekanonen zu sehen und man hat einen schönen Blick über den Hafen. Mehrere Künstler sind hier zu finden, die die "Skyline" auf Papier bannen.

Der Hafen selbst ist gegen Mittag gut besucht, da einige Fischkutter gerade mit frisch gefangenem Fisch eingelaufen sind. Bereits beim Löschen der Fracht wird lautstark gehandelt und einige Fische wechseln schon den Besitzer, bevor sie das Festland erreicht haben. Mehrere dieser Fischkutter sehen aber aus, als wären sie reine Seelenverkäufer. Freiwillig würde ich mich auf fast keinen der Kähne begeben, denn sicher sehen sie alle zusammen nicht aus. Teilweise komplett verrostet und in einem erbärmlichen Zustand präsentieren sich die Schiffe, man sieht das man mit Fischfang nicht das große Geld machen kann. Neben den eingelaufenen Schiffen kann man überall junge Männer sehen, die die erst eingeholten Netze reparieren.

Nun ist aber der Zeitpunkt des Abschieds gekommen und wir nehmen ein letztes Mal unser Gepäck auf und fahren dann wieder nach Casablanca um den Heimflug anzutreten. Unterwegs halten wir noch kurz an einer Argan Öl Manufaktur, die von jungen Marokkanerinnen geführt wird. Diese Kooperative steht für ein unabhängiges Leben von marokkanischen Frauen, die ansonsten meist von ihren Männern abhängig sind. Die Preise hier sind aber doch recht gesalzen, auch wenn man weiß, dass Argan Öl nicht wirklich günstig ist. Aber zu den Preisen kann ich es mir auch locker bei uns in Deutschland besorgen, wenn nicht sogar günstiger. Allerdings ist die Gewinnung des Öls eine recht aufwändige Arbeit, denn die Nüsse des Argan Baumes werden hier alle von Hand geöffnet und auch von Hand gepresst. Auf dem weiteren Weg kommen wir noch an einigen Fischfabriken vorbei, die man allerdings schon von weitem riechen kann.

Gegen Nachmittag erreichen wir dann Casablanca und nach einer kurzen Verabschiedung von unseren beiden treuen Begleitern Hassan und Charif sitzen wir auch schon im Flieger nach Hause. In München trennen sich dann endgültig unsere Wege, aber ich hoffe dass man sich evtl. in Zukunft wieder sehen wird.

Fazit:

Ich wollte eigentlich nie in ein muslimisches Land reisen, da ich mit der Mentalität nicht zurechtkomme. Allerdings muss ich meine Meinung nach diesem Urlaub revidieren, denn wir haben unterwegs viele freundliche Menschen getroffen und kennengelernt. Wieder einmal musste ich feststellen, dass ein Urlaub einem die Augen öffnen kann, wenn man sich nur darauf einlässt. Die Reisegruppe hat perfekt zusammen gepasst und ein gemeinsames Treffen zur Urlaubsnachbereitung ist schon geplant. Auf diesem Weg möchte ich alle Mitreisenden und auch Hassan und Charif mit einem freundlichen "Yalla yalla" grüßen, denn dieser Ausspruch hat uns die ganze Reise begleitet.

Kontakt unter stefan-franke@reiseberichte-und-fotografie.de