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Laos und Kambodscha

Besuch von Angkor Wat, Banteay Samre und Banteay Srei

Nach einem Frühstück und einer kleinen Diskussion mit unserem Reiseleiter machen wir uns auf, weitere Tempel von Angkor zu erkundigen. Zum Glück geht unser Guide auf meinen Vorschlag ein, zuerst die weit entfernten Tempel zu besuchen und nicht gleich mit Angkor Wat zu beginnen.

Wir fahren ein gutes Stück an kleinen Dörfern und vielen grünen Reisfeldern vorbei bis wir unseren ersten Besichtigungsstopp einlegen. Wir beginnen den Tag am Tempel Banteay Samré, der im ausgetrockneten, östlichen Baray liegt. Hier wohnen auch heute noch die Nachfahren des Samré Volksstammes.

Die typische Angkor Architektur fällt einem sofort ins Auge, die sich stufenweise nach oben verjüngenden Türme, die überall zu sehen sind. Umgeben ist diese Anlage von einer großen Mauer, die von vielen Fenstern mit ihren steinernen Säulen durchbrochen ist. Durch eines der vier Tore begeben wir uns ins Innere der Anlage, die um diese Uhrzeit noch vollkommen verwaist ist. Wir sind die einzigen Schaulustigen und können das erste Mal die Anlage in Ruhe genießen. Die Außenmauer ist mit vielen kleinen Torbögen und Stelen, die früher einmal ein Dach gestützt haben, versehen. Die Türstöcke zieren filigrane Fresken, die noch erstaunlich gut erhalten sind. Teilweise wurden diese aber auch schon in 40er Jahren des letzten Jahrhunderts durch den Franzosen Maurice Glaize restauriert und rekonstruiert.

In der Mitte der Anlage befindet sich ein weiterer Komplex, der mit insgesamt 4 reich geschmückten Türmen versehen ist. Durch diesen Komplex führt ein überdachter Hauptgang der direkt zum und durch den 21 Meter hohen Tempelturm führt. Links und rechts dieses Baus findet man zwei weitere Gebäude, die sogenannten Bibliotheken. Alle Gebäude sind reich verziert, oft mit hinduistischen Bildern, aber auch mit vereinzelten Szenen und Figuren aus der buddhistischen Lehre. Treppenaufgänge mit Nagaschlangen führen zu den einzelnen Türmen hinauf und das überall wuchernde Grün des Mooses verleiht der Anlage ein ganz besonderes Flair. Auch die Stille hier trägt ihren Teil dazu bei, sich wie in einer längst vergangenen Zeit zu fühlen.

Beim Verlassen des Geländes kommen uns schon die ersten Verkäuferinnen entgegen, die natürlich einen Spezial-Morgen-Preis für Ihre Waren verlangen. Wir können nicht widerstehen und kaufen uns zwei sehr schöne und recht preisgünstige Ölbildermit den typischen kambodschanischen Stelzenhäusern.

Auf dem Weg zum Banteay Srei machen wir am Straßenrand Halt. Hier sind mehrere Verkaufsstände aufgebaut die Palmzucker in verschiedenen Varianten anbieten. Auch Schüsseln, Salatbesteck und Figuren aus Palmenholz sind im Warenangebot vertreten. Frauen sitzen um große, dampfende Schüsseln, in denen der Palmzuckersirup kocht und portionieren diese in kleine Förmchen aus Palmblättern. Ausgehärtet werden diese in schöne Palmblattkörbchen gepackt und verkauft. Als Souvenir eine tolle Idee und so wandern mehrere dieser Palmzucker Bonbons zusammen mit mehreren Schüsseln aus Palmenholz in unseren Rucksack.

Nach knapp 30 Minuten Fahrt kommen wir dann endlich zum Banteay Srei, für mich einer der schönsten Tempel in ganz Angkor. Die Größe ist eher überschaubar, aber die ganze Anlage ist aus rotem Sandstein gebaut und die vielen sehr feinen Reliefs an den Türbögen und Tempeln faszinieren mich einfach. Ob kleine Buddha Figuren, Ganeshas oder einfach nur Ranken, alles ist mit unvorstellbarer Präzision aus dem Stein gearbeitet worden.

Wir betreten die schon gut besuchte Anlage durch das Haupttor und stoßen auf einen langen, mit Säulen gesäumten Weg. Dieser führt knapp 100 Meter zu einer Mauer, die den eigentlichen Bereich des Tempels begrenzt. Durch ein weiteres Tor erreicht man den inneren Bereich mit seinen Tempelgebäuden. Reich verzierte Stupas und Türme ragen hier auf, teilweise von Affenwächtern bewacht und mit grünem Moos bewachsen. Die unglaubliche Detailvielfalt lässt sich nicht in Worte fassen. Wir umrunden die verschiedenen Gebäude auf einem Rundweg und kommen aus dem Staunen nicht heraus. Immer wieder fallen neue Details ins Auge und man könnte hier bestimmt mehrere Stunden verbringen, ohne alles gesehen zu haben.

Doch leider müssen wir dann doch irgendwann weiter, denn der Tempel schlechthin, Angkor Wat, wartet auch unseren Besuch.

Nach einer Mittagspause geht es dann auch weiter und schon von weitem sieht man Menschenmassen auf dem Breiten Zugang über den Angkor Wat umgebenden Baray strömen. Eine kurze Erläuterung später geht es in Eigenregie los.

Wir schließen uns den Massen an und überqueren auf einer steinernen Brücke den bis zu 190 Meter breiten Wassergraben, der den kompletten Tempel umschließt. Die Anlage ist ein der größten in ganz Angkor um misst ca. 1,5 Kilometer in der Länge und 1,3 Kilometer in der Breite.

Da wir den Menschen aus dem Weg gehen möchten, lassen wir das Haupttor links liegen und versuchen unser Glück an einem der Nebeneingänge. Hier ist recht wenig los und können die ersten Fresken und Apsara Figuren ganz in Ruhe in Augenschein nehmen. Bereits an der kompletten Front der umgebenden Mauer erstreckt sich ein riesiges Relief mit verschiedenen Figuren. Im riesigen Innenbereich kann man entlang der Seiten auf den Hauptkomplex zugehen, oder man bewegt sich auf einem steinernen, erhöhten Weg direkt in der Mitte auf den Tempel von Angkor zu. Auf dem Areal stehen vereinzelte kleinere Gebäude, die aber gegenüber Angkor Wat untergehen.

Vor dem eigentlichen Tempel liegen zwei große Wasserbassins, in denen sich die Türme Angkor Wats herrlich spiegeln. Auch hier wuselt alles und man kann sich sogar auf einem Pferd mit Schwert und Helm fotografieren lassen. Muss das sein?

Eine neu gebaute, hölzerne Treppe führt zum Tempel hinauf und wir versuchen, ein paar ungestörte Momente hier zu erleben. Erst als wir uns entschließen, entgegen den üblichen Besucherströmen zu gehen, also auch entgegen der vorgeschriebenen Besichtigungsroute, werden die Besucher weniger und wir haben die Möglichkeit, die baulichen Raffinessen und die Wandgemälde etwas näher zu begutachten.

Über steile Stufen steigen wir in den oberen Bereich Angkors, der aber nur zur Hälfte zugänglich ist, da hier groß angelegte Restaurierungsarbeiten am Laufen sind. Die Treppen zu den einzelnen Türmen sind gesperrt, da sie teilweise schon abbröckeln und auch von Moos überwuchert sind. Auch hier sieht man, wie sich der Boden teilweise gesenkt hat und das Fundament teilweise rissig ist.

Wir verlassen den oberen Bereich und lassen uns ein wenig durch die weitläufige Anlage treiben. Über mehrere steile Stufen kommt man in den von einer großen Mauer umschlossenen Außenbereich, der mit mehreren kleineren Gebäuden versehen ist. Hier ist niemand zu sehen und so können wir nach Herzenslust die Gebäude erklimmen, die früher einmal Bibliotheken waren. Teilweise sind die Stufen so steil, dass man auf allen Vieren hinauf und herunter klettern muss. Nach geraumer Zeit erreichen wir den rückwärtigen Teil der Anlage, in den sich ebenfalls nur wenige Besucher verirren. Hier hat man ebenfalls einen tollen Blick auf die berühmten fünf Türme Angkors. Auf dem Weg zurück umrunden wir die Anlage entlang der großen Wandbilder, die das Leben und die Kämpfe des Khmer Volkes darstellen. Hier sind überall die verschiedenen, hinduistischen Gottheiten mit eingearbeitet, so kämpfen Garudas und Shivas zusammen mit dem Volk gegen verschiedene verfeindete Stämme. Auch die Schöpfungsgeschichte ist hier sehr plastisch und detailliert dargestellt. Über den breiten, gepflasterten Weg machen wir uns auf den Weg in Richtung Ausgang.

Was mir persönlich überhaupt nicht gefallen hat, dass am Eingang zu Angkor darauf hingewiesen wird, man solle leise sein, nicht anfassen und sich auch nicht auf Brüstungen etc. setzen. Wenn man dann auf dem Gelände unterwegs ist, dröhnt Musik von Verkaufsständen, alle Wandreliefs werden von den Besuchern angetatscht, oft im Beisein der Guides und man muss auf allen Brüstungen und Geländern herumturnen. Kann man sich nicht einfach ein wenig benehmen? Wenn weiterhin so mit der Ressource Angkor umgegangen wird,

werden die Generationen nach uns nichts mehr zu besuchen haben. Was die Natur in Jahrhunderten nicht geschafft hat, schafft der Massentourismus in wenigen Jahren.

Trotz den teilweise recht negativen Eindrücken hat mich Angkor wieder wahnsinnig fasziniert. Aber ein dritter Besuch wird definitiv nicht stattfinden, denn mit noch mehr Besuchern kann man das Flair der Anlage nicht mehr wirklich genießen.
Den Abend lassen wir in Siem Reap bei einem gemütlichen Abendessen und dem ein oder anderen Bier ausklingen.



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